SuperIllu online, Sprechstunde 206, Psychologie, 1999
Heilende Kraft für unser Leben - Lachen
Gute Laune, Gelächter, echte Freude sind reine Medizin. Sie nehmen Ängste, stärken die Abwehrkräfte.
Warum lacht der Mensch?

Da ist einmal der rein körperliche Reiz - also das Kitzeln. Geradezu ansteckend wirkt das Lachen anderer Menschen - wir lachen mit. Und wir lachen meist dann, wenn der normale Lauf der Dinge abrupt unterbrochen wird. Wenn plötzlich etwas Unerwartetes eintritt, das unser geregeltes Denken umstößt. Das finden wir komisch und prusten los. Die meisten Witze laufen nach diesem Schema ab.


Ist Gelächter so etwas wie eine - positive - Explosion der Seele?

Ganz genau. Lachen ist Ausdruck der Befreiung, der vollkommenen Spannungslösung. Beim echten Lachen steigen wir aus der Selbstkontrolle aus. Wir überlassen uns ganz der Weisheit des Körpers, so wie es das neugeborene Kind tut. Dadurch kann ursprünglichste, reine Lebensfreude durch uns fließen.


Warum kommen uns zuweilen die Tränen beim Lachen?

Unser Lachmuskel spannt insgesamt 15 Gesichtsmuskeln an, darunter die des Tränensacks, so daß wir beim Lachen Tränen vergießen.


Wie reagiert unser Körper auf das hemmungslose Gelächter?

Beim Lachen weitet sich der Brustkorb - manchmal bis an die Schmerzgrenze. Wir nehmen mehr Sauerstoff auf. Unser Herz schlägt anfangs schneller, nach längerem Lachen aber deutlich langsamer. Die Muskulatur der Arterien entspannt sich. Folge: Der Blutdruck sinkt, die entspannte Muskulatur wird besser durchblutet.


Und wie ist das mit den Glückshormonen?

Beim Lachen werden zunächst Streßhormone abgebaut und das Immunsystem aktiviert. Dann aber kommt es zur Ausschüttung von schmerzlindernden Glückshormonen, sogenannten Endorphinen, die sonst nur nach langem Joggen - oder ähnlicher Daueranstrengung - im Blut nachzuweisen sind.


Stimmt es, daß Menschen, die gern und viel lachen, keine Schlafprobleme haben?

Richtig. Das machen die Muskelentspannung, die erhöhte Sauerstoffzufuhr und die genannten Endorphine, die eine Art körpereigenes Morphium sind. Alles zusammen sorgt dafür, daß Schlaflosigkeit bald kein Thema mehr ist, wenn man tagsüber viel lacht.


Man soll ganz bewußt lachen, wenn sich eine Möglichkeit bietet?

Unbedingt. Wir müssen systematisch die Anreize im Alltag zum lauten Gelächter nutzen.


Wie kann Lachen das Abwehrsystem des Körpers stärken?

Amerikanische Lachforscher (Gelotologen) haben herausgefunden, daß Lachen die Bildung von Antikörpern fördert. Diese Stoffe sind wichtig bei der Abwehr von Viruserkrankungen und Krebs. Außerdem haben Lacher mehr natürliche Killerzellen und den Abwehrstoff Gamma-Interferon im Blut. In der Medizin wird es deshalb vor allem zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt.


Und in der Psychologie?

Was uns angst macht, verliert seinen Schrecken, wenn wir darüber lachen können. Wenigstens eine Zeitlang. Lachen ändert unsere negative Einstellung. Ganz wichtig auch bei depressiven Menschen, die durch Lachen zu Selbstbejahung und neuer Lebensfreude kommen.


Ist es besser, allein oder in der Gruppe zu lachen?

In der Gruppe geht es am besten wegen der »Ansteckung«.


Wie oft soll man eigentlich lachen - welches Maß ist gesund?

So oft wie möglich. Wer sich einer Gruppe anschließt, sollte ein bis zweimal pro Woche 15 bis 30 Minuten mitlachen.


Wer zuviel lacht, gilt in unseren Breitengraden als lächerlich.

Echtes, schallendes Gelächter ist nie lächerlich - möglicherweise aber für todernste Zeitgenossen etwas befremdlich. Was schert es uns?


Lachen auf Krankenschein?

Festangestellte Humorberater sind in amerikanischen Krankenhäusern keine Seltenheit. Eine Reihe von Krankenschwestern und Kinderärzten haben sich zum Klinik-Clown fortgebildet. Das beginnt erfreulicherweise jetzt auch in Deutschland.