Leben & Glauben, Nr. 39, 28.09.2000
Die 3 Fragen
Lachen ist die beste Medizin: Vom 29. September bis zum 1. Oktober 2000 fand in Basel der 5. Internationale Kongress »Humor in der Therapie« statt. Drei Fragen dazu an Dr. Michael Titze, Psychotherapeut, Vizepräsident von HumorCare, Zürich, und Buchautor.

Wie stellt sich die Schulmedizin zur humorbezogenen Therapie?

Wohlwollend und abwartend! Die »Gelotologie« (Lachforschung) ist ein ganz neuer Zweig der Medizin, der seinen Anfang vor rund 15 Jahren in Kalifornien nahm. Jedoch ist in der humorbezogenen Psychotherapie die Akzeptanz des »therapeutischen Humors« inzwischen sehr hoch.

Bei welchen Problemen empfiehlt sich eine Lachtherapie?

Vor allem bei sozialen Ängsten und übermässigen Gewissensskrupeln, denn die Angst hat im Humor ihren Gegenspieler. Und bei heillosen Perfektionisten kann gezielt eingesetzter therapeutischer Humor einen heilsamen Perspektivenwandel bringen - entsprechend dem Motto: »Die Lage mag katastrophal sein, doch ernst nehmen muss man sie nicht!«

Ich nehme an, dass nicht jeder Witzbold zum Lachtherapeuten werden kann ...

Die Probleme, die einen Menschen veranlassen, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, sind alles andere als witzig. Eine oberflächliche Witzigkeit würde da eher kontraproduktiv wirken. Ein humorvoller Therapeut ist an erster Stelle ein einfühlsamer Menschenfreund, der unaufdringlich und augenzwinkernd all das aufs Korn nimmt, was »ernste Probleme« verursacht, ohne aber wirklich ernst genommen werden zu müssen.