www.br-online.de/umwelt-gesundheit/sprechstunde, 01.05.2005
Lachen ist die beste Medizin
Lachen ist gesund! Das haben wir schon immer geahnt. Doch obwohl die Wirkungen des Lachens auf die Gesundheit seit Jahrhunderten sprichwörtlich sind, beschäftigt sich die Wissenschaft erst seit kurzem mit diesem Phänomen.
Die folgenden Erkenntnisse gelten als wissenschaftlich gesichert: Lachen stärkt das Immunsystem, setzt körpereigene »Glückshormone« frei, stabilisiert den Kreislauf, regt die Verdauung an und lindert Schmerzen.
In Krankenzimmern helfen inzwischen therapeutische Clowns, die Heilung der Patienten zu beschleunigen. In Bombay entwickelt ein Arzt eine Yoga-Lach-Therapie. Diese Methode basiert auf der Tiefenatmung des Yoga und hilft sowohl bei körperlichen, als auch bei seelischen Krankheiten. In kleinen Gruppen werden dabei verschiedene Arten des Lachens zelebriert.


Das Phänomen Lachen

Schon wenige Wochen nach seiner Geburt beginnt der Säugling lächelnd Kontakt zu seiner Mutter aufzunehmen. Das Kleinstkind steigert diese Fähigkeit Woche für Woche, und im vierten Lebensmonat kommt ein lautes, fröhliches Lachen dazu. Nie wieder im Leben lacht ein Mensch so oft wie im ersten Lebensjahr.
Erwachsene beginnen den Tag häufig mit schlechter Laune. Die ersten Stunden sind eine Qual. Im Badezimmerspiegel zeigt sich ein Gesicht mit finsterer Miene. Es gibt nichts zu Lachen. Barbara Rütting dagegen, früher Schauspielerin, heute unter anderem Trainerin für Lachen und Weinen, macht morgendliche Übungen vor dem Spiegel, die Wunder wirken. Dabei zieht sie mit den Fingern die Mundwinkel einfach nach oben und beginnt herzhaft zu lachen. So in den Tag gestartet, lässt sich das Tageswerk leichter erledigen.
Lachen ist Medizin für Leib und Seele. Die heilende, belebende und befreiende Kraft des Lachens zeigt vielfältige positive Effekte beim Menschen. Lachen baut Stress ab, harmonisiert das Immunsystem, fördert die Verdauung, stabilisiert den Kreislauf, vertieft die Atmung, lindert Schmerzen und kann sogar bei leichten depressiven Verstimmungen helfen. Es setzt Glückshormone frei.
Humor und Witz sind auch Gegenstand seriöser wissenschaftlicher Untersuchungen, die so genannte Gelotologie setzt sich mit dem Phänomen Lachen auseinander. Weltweit beschäftigen sich mehr als 200 Wissenschaftler mit der Lachforschung: Anthropologen, Biologen, Neurologen, Psychologen und Verhaltensforscher. Wissenschaftler der Universität Tübingen untersuchen das Gehirn von Probanden beim Lachen. Bei der kernspintomographischen Exploration registriert eine Kamera die mimischen Reaktionen der Testperson. Bildwitze dienen als Lachreiz. Im Fadenkreuz der Computerbilder stellen sich dann die aktiven Areale dar. So wurde nachgewiesen, dass durch Erheiterung der vordere rechte Stirnlappen gereizt wird.
Die Mimik ist das Fenster zur Seele. In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München (LMU) steht Lachen auf dem wissenschaftlichen Prüfstand. Testablauf: Probanden werden an der Augenpartie und an den Mundwinkeln Ultraschallmarker aufgeklebt. Ein Empfangsgerät registriert kleinste Aktivitäten der Lachmuskulatur. Der Lachreiz für diese Mimikanalyse geht von »Mr. Bean« aus. Die Reaktionen auf das Videoband werden als Kurvenverlauf im Computerbild dargestellt. Hierbei ist die Zeit, bis der Proband auf einen Gag von »Mr. Bean« mit einem Lachen reagiert von besonderem Interesse. Die Lachgeschwindigkeit scheint die Art der Persönlichkeit zu charakterisieren. Extrovertiert ist derjenige, der schnell reagiert, introvertiert ist der langsam Reagierende. So ist auch im klinischen Einsatz der Mimikanalyse eine Differenzierung zwischen Depression und Schizophrenie möglich. Es wurde beobachtet, dass schizophrene Patienten besonders schnell auf die witzigen Passagen ansprechen, während Depressive deutlich langsamer lachen als Gesunde.