SWR-Fernsehen, Familienrat, 22.02.2001
Vom Schmotzige Dunschtig bis Faschings-Dienstag - wer jetzt nicht lacht ist selber schuld, denn Lachen ist gesund.
Ausgelassenheit und Entspannung für Körper und Seele.
Lachen ist wie Jogging, es fördert die Durchblutung, baut Aggressionen und Ängste ab.
Lachen Sie mal wieder, auch nach der närrischen Zeit. Tipps wie sie es lernen können und Erfahrungen aus der medizinischen Praxis gibt es heute im Familienrat.
An der Fasnet, da wird in uns allen der Clown wach, da werden wir wieder so richtig zu Kindern.
Sprecher: »Aber nicht nur an der Fasnet, im Fasching, soll man lachen. Man soll das ganze Jahr über hin lachen, denn lachen ist gesund - das ist ein alter Spruch. Und Sie wissen aber nicht, warum lachen gesund ist? Diese Frage wollen wir heute unter anderem klären.
Lachen fördert die Leistungsfähigkeit, die Gesundheit. Lachen ist so gesund wie Sport, wie zum Beispiel ein halbstündiger Dauerlauf.
Über all das wollen wir hier und heute reden, aber wir wollen natürlich nicht nur mit Experten reden, sondern auch mit Ihnen. Deswegen sage ich nur - reden Sie mit.«

Moderatorin: »In den letzten Tagen haben uns schon viele Leute per E-Mail geschrieben. Ich möchte Ihnen eine Frage vorlesen. Da hat eine Frau M. aus Heidelberg geschrieben. Sie schreibt: »Ich habe eine schlimme Krankheit diagnostiziert bekommen, mir ist eigentlich überhaupt nicht nach Lachen zumute. Wie soll mir da eine Lachtherapie helfen?«
Ich begrüße Andreas Brasch, Lachclub Bad Mergentheim. Ihnen war auch nicht nach Lachen zumute ...«

Brasch: »Nein, ich kenne diese Gefühle und verstehe Frau M. aus Heidelberg sehr gut. Mir war es auch nicht nach Lachen zumute, denn ich habe auch vor vielen Jahren eine unheilbare Krankheit diagnostiziert bekommen. Mir wurde 1985 diagnostiziert, dass ich Multiple Sklerose habe und ich hatte auch sehr viele Symptome in dieser Richtung. Mir wurde prognostiziert eine chronisch progrendiente Verlaufsform, d.h. immer schlechter werdend, und das war es auch. Ich habe dann mit dem Laufen Probleme bekommen, hatte die Hände gelähmt, die Arme gelähmt, hatte zwischendurch mit dem Sprechen Probleme, meine Zunge war gelähmt und ich habe mich verwirrt, enttäuscht zurückgezogen. Das Lachen kam noch lange nicht, denn ich habe es abgelehnt, konnte die Krankheit nicht annehmen, habe sie verdrängt. Der erste Weg war eigentlich für mich erst einmal die Krankheit anzunehmen, zu akzeptieren und dann aktiv zu werden. Das hieß für mich: Wie kann ich wieder Lebensfreude und Sinn finden. Da kam ich über die Philosophie, die Psychologie dann letztendlich über viele Umwege zum Lachen, zum Humor.«

Moderatorin: »Wann haben Sie dann gemerkt, wie schnell gemerkt, dass Lachen Ihnen hilft?2

Brasch: »Zuerst habe ich bemerkt, dass es Schmerzen lindert, denn ich hatte sehr, sehr starke Schmerzzustände und wollte partout nicht mit Schmerzmitteln dagegen angehen, denn ich habe auch erfahren, dass Schmerzen eine sinnvolle Funktion haben und uns viel vermitteln können und wollen. Über das Studium vieler Bücher, in denen ich einen Strohhalm gesucht habe, kam ich dann zu dem Buch von Norman Cousins «Der Arzt in uns selbst«. Herr Cousins hat sich mit Lachen und einer hochdosierten Vitamin C-Gabe von einer sehr schlimmen Erkrankung geheilt. Ich habe mir nach dem Lesen dieses Buches dann selbst etwas verschrieben, nämlich eine Humor-und Lachtherapie, habe das dann auch praktiziert und intensiv geübt.«

Moderatorin: »Wie muss man sich das dann vorstellen? Die Leute denken dann, Sie sitzen da und haben schlimme Schmerzen und beginnen zu lachen. Das ist doch gar nicht so einfach, das muss doch auch von innen heraus kommen, oder?«

Brasch: »Ja, denn es ist zu allererst erst einmal eine Erkenntnis, und ich habe immer zwei Möglichkeiten: entweder mich über einen Schmerz oder eine tragische Situation ärgern oder schmerzerfüllt herum laufen. Aber davon wird es nicht besser, sondern ich wehre mich gegen den Schmerz und dadurch wird er stärker. Wenn ich aber den Schmerz annehme, in ihn hineingehe, was natürlich ein tiefer psychologischer Prozess ist, kann ich den Schmerz umwandeln. Durch Lachen werden im Gehirn schmerzstillende Mittel freigesetzt, auch Endorphine, Glückshormone.«

Moderatorin: »MS ist eine unheilbare Krankheit, die Sie nach wie vor haben und Sie stehen hier vor mir und wie geht es Ihnen heute?«

Brasch: »Mir geht es relativ gut und nach den Proben konnte ich mich auch etwas erholen.
Die Wärme macht mir nach wie vor zu schaffen. Habe Gott sei Dank zurzeit keine großen sichtbaren Symptome. Es sind mehr Erschöpfungszustände, die mit dem Wetterumschwung zusammenhängen, aber da hilft mir auch das Lachen nicht viel.«

Moderatorin: »Aber ihr Zustand hat sich durch diese Lachtherapie auf jeden Fall drastisch verbessert und das alles, was sie eben geschildert haben. Wir sehen also, Lachen ist eine Wissenschaft für sich und Thomas Klinghammer hat jetzt unseren ersten Experten bei sich: Dr.Michael Titze aus Tuttlingen. Er ist Psychotherapeut und er hat den therapeutischen Humor in Deutschland eingeführt, hat einige Bücher geschrieben und ist Vorsitzender der Gesellschaft für Humor Care.«

Klinghammer: »Herr Dr.Titze, ich habe es vorhin schon einmal gesagt, Lachen ist eine Binsenweisheit und sie können uns erklären - warum eigentlich ...«

Dr. Titze: »Im Lachen wird im Körper eine chemische Fabrik freigesetzt und das ist das, was uns der liebe Gott mitgegeben hat. Es ist lange Zeit so gewesen, dass wir uns bei der Behandlung von Krankheiten auf das Negative, auf die Symptome konzentriert haben. Heute hat sich ein Wandel eingestellt. Wir schauen auf das, was der Körper an Ressourcen, an Selbstheilungskräften uns zur Verfügung stellt. Und über das Lachen hat die Gelotologie, das ist die Wissenschaft vom Lachen (gelos = das Lachen), die vor etwa 15 Jahren in Kalifornien entstanden ist, auch bedingt durch den schon erwähnten Norman Cousins, festgestellt, dass sich eminent viel im Körper tut: dass sich nämlich durch ein herzhaftes Lachen einige Veränderungen ergeben, die ausgesprochen heilsam sind. Zum Beispiel kommt es zu einer wesentlich besseren Durchblutung, es gelangt mehr Sauerstoff in den Körper und damit auch ins Gehirn. Es werden körpereigene Substanzen, Blutinhaltsstoffe, freigesetzt, die man als die körpereigene Polizei bezeichnen kann, zum Beispiel die so genannten Killerzellen, Immunglobuline und viel anderes mehr.«

Klinghammer: »Also sehr viel Technik?«

Dr. Titze: »In der Tat, es muss aber mal erwähnt werden, damit es nicht so aussieht, als ob die Gelotologie etwas Spekulatives ist. Es gibt Institute, inzwischen auch in Europa, die die physiologischen Voraussetzungen des Lachens wissenschaftlich erforschen. Natürlich versucht man jetzt auch in der Therapie, Methoden zu finden, wie man Menschen dazu bringt, über das Lachen körpereigenen Ressourcen zu aktivieren.«

Klinghammer: »Nun sind ja die närrischen Tage dazu angetan, möglichst viel zu lachen und möglichst oft zu lachen und möglichst offen zu lachen. Also der Clown in uns, das Kind, wird möglicherweise wieder frei. Es gibt ja eine interessante Geschichte, dass in den 50-er Jahren dreimal mehr gelacht wurde als heute, haben wir das Lachen verlernt?«

Dr. Titze: »Wir mussten es irgendwie verlernen, weil wir einfach zu viel Leistung bringen müssen. Und der alltägliche Stress ist heute insgesamt stärker als früher, auch der berufsbedingte Stress. Es ist, um das einmal ganz kurz zu erwähnen, heute so, dass ein qualifizierter Berufsanfänger davon ausgehen muss, sein Basiswissen im Laufe seines Berufslebens mindestens dreimal komplett zu erneuern. Das gab es in früher Dekaden natürlich nicht.«

Frage eines Anrufers: »Wie kommt man eigentlich zum Lachen?«

Dr. Titze: »Also, Sie können zum Lachen auf die konventionelle Art und Weise kommen, das ist über das Erzählen und Anhören von Witzen. Aber das führt lediglich dazu, dass man kurz lacht und dann wieder aufhört. Es wurden inzwischen aber Methoden entwickelt, zum Beispiel von Dr. Madan Kataria, einem sehr interessanten indischen Arzt, die dazu führen, dass man viel länger lachen kann. Und dann gibt es noch eine andere Methode, das Reflexlachen, das dazu führt, dass die Gruppe, die das übt, am Stück eine halbe Stunde lacht, und zwar ohne dass ein einziger Witze erzählt wird!«

Klinghammer: »Muss man da auch den Mut zur Lächerlichkeit haben?«

Dr. Titze: »Unbedingt, also der Mut zur Lächerlichkeit, das ist das, was zunächst vermittelt werden muss, wenn man Humor und Lachen therapeutisch, psychotherapeutisch nutzen will. Da muss natürlich der Therapeut selber ein leuchtendes Beispiel sein. Einer der ganz ernst ist und daher kommt wie ein Abschmecker in der Essigfabrik, der wird das natürlich nicht schaffen.«

Klinghammer: »Da haben Sie natürlich völlig recht. Und ich denke auch, die humorvolle Kindererziehung spielt eine ganz wichtige Rolle.«

Moderatorin: »Wir haben natürlich auch sehr viele Anfragen über das Internet und meine Frage an Herrn Brasch geben: Stichwort humorvolle Kindererziehung. So fragt eine Frau aus Viernheim: Darf ich mit meinen Kindern überhaupt noch schimpfen?«

Brasch: »Ich denke es ist schon ganz wichtig, dass wir Kindern Grenzen setzen, aber es ist manchmal auch sehr wichtig, dass wir uns in die Perspektive von Kindern begeben, uns mal runter bücken und uns die Welt von da unten aus anschauen. Vielleicht können wir dann mehr relativieren. Das Relativieren ist ja eine der Grundvoraussetzungen für den Humor.«

Moderatorin: »Aber Humor ist vielleicht auch nicht in jedem Falle angebracht. So fragt eine Frau aus Kandern: &Mac226;Ich bin Witwe und sehr allein. Wie kann ich denn lernen, froh und optimistisch durchs Leben zu gehen?' Es gibt ja Situationen, da ist einem wahrlich nicht nach Lachen zumute. Das sind bestimmt Schmerzen, aber das ist bestimmt auch in einer Trauersituation.«

Brasch: »Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir die Trauer annehmen und die Trauer durchleben und Trauerarbeit leisten, das sage ich jetzt auch in meiner Funktion als Hospizhelfer. Aber wenn wir die Trauerarbeit geleistet haben, müssen wir rausgehen. Wir können uns dazu durchaus zwingen und ein Zauberwort von mir ist die Dankbarkeit - Dankbarkeit für das Positive, das mir das Leben schenkt. Und dadurch finde ich auch wieder zur Fröhlichkeit.«

Frage einer Anruferin: »Mein Mann hat seit siebzehn Jahren Schmerzen durch Bandscheibenoperationen und hat eine Versteifung, hat einfach laufend Schmerzen. Hat diese Lachtherapie für ihn überhaupt einen Sinn.«

Dr. Titze: »Lachtherapie ist vielleicht ein Begriff, der nicht ganz richtig ist. Ich würde lieber sagen: eine Therapie, die das Lachen einbezieht und vor allem den Humor, die Fähigkeit zu relativieren. Also, auch ein sehr schweres Schicksal relativieren zu können, das ist die die große Kunst, die uns der Humor vermittelt. Ich denke, wenn das systematisch betrieben wird, dann kommt es zu einem Einstellungswandel, wie schon Viktor Frankl feststellte. Das Entscheidende ist, dass ich die Einstellung verändere. Wenn ich das schaffe, dann geschieht alles andere von selbst.«

Frage eines Anrufers: »Ich habe einen sehr stressigen Job in einem großen Unternehmen. Kann mir nicht vorstellen, dass durch Lachen mein Stress weniger wird.«

Brasch: »Ich denke, den Stress muss man diffrenzieren. Es gibt den gesunden Eustress und den krank machenden Disstress. Schlagwort Mobbing: Mobbing ist Disstress. Man kann aber versuchen, durch konsequentes Relativieren humorvolle Ansichten zu gewinnen.«

Moderatorin: »Ein Pionier in Sachen Lachen war der amerikanische Arzt Patch Adams.
Er hat die heilsame Wirkung des Lachens erkannt und Klinikclowns eingeführt, die es auch immer mehr in Baden-Württemberg gibt.«

Sprecherin: »Ob Dr. Holterdipolter oder Dr. Osterhase, das ist ganz egal. Auf der Kinderstation des Krankenhauses Baden-Baden freuen sich die kleinen Patienten über jeden Besuch. Der Klinikclown bringt die Kranken auf andere Gedanken. Lachen entspannt und dabei werden Glückshormone ausgeschüttet. Eine positive Lebenseinstellung fördert den Heilungsprozess. In der Figur des Clowns, als Ebenbild des Kindes, kann ein Erwachsener dem kleinen Patienten ebenbürtig gegenübertreten. Das Kind fasst Zutrauen und mit Humor geht's noch besser. Lachen ist die beste Medizin.«

Aussage eines Klinikclowns dazu: »Im Krankenhaus ist es ganz besonders wichtig, darauf zu achten, wie man auf die Kinder zugeht. Betritt man ein Zimmer, so muss man sofort die Situation erkennen, was kann ich als Clown in dem Zimmer spielen. Kann ich da laut sein, ein bisschen stolpern und fallen oder muss ich da ganz sensibel arbeiten.«

Sprecherin: »Nach amerikanischem Vorbild führen immer mehr baden-württembergische Kliniken Clowns ein. So ist es egal, ob sich Ärzte verkleiden oder das Klinikpersonal. Der Zugang zu den kleinen Patienten ist entspannter, der Ernst der Krankheit beiseite geschoben.
Auch im Pflegeheim für Alzheimerpatienten leistet die Figur des Clowns wichtige Arbeit.
Lachen muntert auf im immer gleichen Tagesablauf. Die Verkleidung bleibt in Erinnerung. Es sind die kleinen Dinge, die diese Beziehungen ausmachen. Persönliche Zuwendung in Form eines Lächelns, eines vorsichtigen Händedrucks, ein Gefühl im all zu ruhigen Alltag eines Pflegeheimes
Es geht um die Wahrnehmung dessen, was ich sehe und was ich mitbekomme. Es sind oft Kleinigkeiten, das ist ein Lachen. Oder eine Frau schaut immer nur nach unten und plötzlich sieht sie mich. Ich weiß nie genau was passieren wird. Es kann sein, dass sich eine Bewohnerin plötzlich an etwas erinnert aus ihrem Leben und anfängt, mir das zu erzählen, meint Frau Gudula Steiner-Juncker hierzu.«

Klinghammer: »Frau Gudula Steiner-Juncker, Klinikclown, Lachexpertin, eigentlich der Kopf der deutschen Lachbewegung, die sie vor sieben Jahren schon als Klinikclown begonnen hat, schildert ihre ersten Erfahrungen.«

Steiner-Juncker: »Vor sieben Jahren haben wir begonnen und in Wiesbaden die Clown-Doktoren gegründet. Ich hatte damals noch nie mit kranken Menschen gearbeitet. Vom ersten Tag an war ich von dieser Arbeit begeistert, denn als Clownin hat es mich dahin gezogen, wo das Lachen wirklich gebraucht wird. Also an die Stelle im Krankenhaus oder im Altersheim wo Lachen und Humor dazu helfen kann den Genesungsprozess zu fördern.«

Klinghammer: »Jetzt muss ich nochmals fragen, eine Lachtherapie kann also die schulmedizinischen Bemühungen der Gesundheitsförderung unterstützen. Was aber ist da nun genau die Lachtherapie?«

Steiner-Juncker: »Die Lachtherapie im Krankenhaus - oder wenn ich in ein Altersheim gehe -ist in dem Sinne unterstützend, dass wir das leisten, was ein Arzt so gar nicht leisten kann: Wir geben Zuwendung. Zuwendung ist etwas ganz Entscheidendes für den Genesungsprozess. Wir geben Zuwendung, Wärme, Lachen. Wir haben Zeit und gehen ganz individuell auf jeden Patienten ein, machen regelrechte Visiten und stellen uns auf jeden ein. Wir fördern damit die Lebensenergie, die Lebenskraft und die Lebensfreude in jedem einzelnen. Indem wir das fördern und stärken, stärken wir natürlich auch die Genesung, die Heilung.«

Klinghammer: »Müssen Sie sich auf die verschiedenen unterschiedlichen Krankheiten einstellen mit ihren Aktionen? Also zu wissen, da ist jemand wirklich körperlich krank oder da ist jemand seelisch krank?«

Steiner-Juncker: »Aus meiner Sicht sind Körper, Geist und Seele eine Einheit und in dieser Arbeit ist es für mich wichtig zu wissen, welche Krankheit hat die Person, die ich besuche. Aber nur insofern, als dass ich mich und die Person schützen kann. Wenn ein frisch Operierter mit einer Blinddarmnarbe vor mir liegt, dann sollte ich ihn vielleicht nicht zum Lachen bringen. Es geht auch darum, dass ich ganz einfach weiß, wenn Infektionen da sind, wie ich mich schützen kann, dass ich ganz einfach Informationen habe.«

Klinghammer: »Was machen Sie als Beispiel ganz konkret?«

Steiner-Juncker: »Da Sie nun ein ganz gesunder Mensch sind, habe ich Ihnen für einen Gesundheitstest eine rote Nase mitgebracht und gebe die ihnen in ihre starke, die rechte Hand. Jetzt testen wir einmal Ihre Gesundheit: Sie konzentrieren sich ganz stark auf ihre rechte Hand, ihre Gesundheit, atmen noch mal tief durch und pusten sie auf die Hand.
Öffnen sie die Hand und sie haben plötzlich zwei Nasen darin.«

Klinghammer: »Nun sagen sie mir bitte, warum ich das so albern finde?«

Dr. Titze: »Die Clownsnase gibt es schon seit Hunderten oder gar Tausenden von Jahren. Es gab sie schon bei den alten Römern, diese rot angemalte Nase, und wir gehen heute davon aus, dass die Clownsnase die minimalste Form einer Maske ist: einer Maske, die anzeigt, man ist nicht mehr der ernste Erwachsene in seiner alltäglichen Rolle, sondern man ist das kleine, ungezwungene Kind.«

Klinghammer: »Nun muss man aber eines dazu sagen, Lachtherapie, Lachtherapeuten, das muss man lernen. Herr Brasch macht ja solch eine Ausbildung gerade.«

So wird er per E-Mail gefragt: »Herr Brasch, ich bin selbst MS krank, über was soll ich denn lachen?«

Brasch: »Die Frage ist natürlich berechtigt und auch sehr schwierig zu beantworten für mich.
Diese Frage habe ich mir auch gestellt am Anfang der Erkrankung. Ich konnte fünf Jahre gar nicht mehr lachen, habe mein Lachen verloren. Habe es dann über die intensive Beschäftigung mit der Philosophie wieder gefunden und der Psychologie und dann über die Dankbarkeit. Es gibt so viele Dinge über die ich dankbar sein kann. Selbst wenn meine Hände gelähmt sind, kann ich immer noch vielleicht meine Füße bewegen.«

Moderatorin: »Also den Weg als Kranker zum Lachen, den muss jeder selber finden. Es führen ganz individuelle Wege dahin.«

Brasch: »Es gibt immer wieder Möglichkeiten, ich muss mich auf die Suche machen, muss versuchen im Vernünftigen den Nonsens zu finden.«

So fragt eine Frau aus Basel: »Ich bin viele Jahre im Rollstuhl, kann nicht über Clowns lachen. Wie kann ich mich selbst zum Lachen bringen?«

Brasch: »Meiner Meinung nach gibt es keine schlechten Clowns. Jeder Lacher ist so gut wie der Clown und umgekehrt. Ich denke, das Lachen kommt von innen, ist eine Lebensfreude, die innerlich wächst. Es ist eine innere Einstellung, eine Geisteshaltung, die reifen muss, was nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist.«

Moderator: »Frau Steiner-Juncker, Sie strahlen so sehr viel Positives aus. Können sie über alles lachen? Kann man es lernen, alles, ich will nicht sagen auf die leichte Schulter zu nehmen, aber einfach positiv zu sehen?«

Steiner-Juncker: »Man kann es positiv sehen und man kann lernen, die Dinge von der heiteren Seite aus zu betrachten. Ich nehme immer das Beispiel von dem Glas, das entweder halb voll oder halb leer ist. Aber es ist wie es ist und es ist einfach, ein halbvolles Glas in ein volles verwandeln, indem sie ganz einfach ein kleineres Glas nehmen. Sie kippen das halb volle in ein kleineres und dann haben sie wieder ein volleres. Das können Sie jeden Tag üben. Das Leben ist Fülle. Es ist definitiv so, die Fülle und die Freude im Leben, die ist da.«

Klinghammer: »Herr Dr. Titze, über einen Witz können Sie auch lachen, weil Sie vorhin gesagt haben, es ist nicht so dieses kurze Lachen, sondern dieses ausgedehnte Lachen. Haben Sie einen guten Witz auf Lager?«

Dr. Titze: »Habe ich, aber ich wollte nur noch ganz kurz sagen, dass das, was Frau Steiner-Juncker angesprochen hat, das Prinzip der Reduktion ist. Der Clown ist ein reduzierter Mensch, und damit ist er ganz in der Sphäre des Kindseins. Je mehr wir es schaffen, uns zu reduzieren auf das, was im Augenblick passiert und je weniger wir große Worte gebrauchen, sondern uns mehr auf die schlichte Aktion einlassen, desto besser kommen wir in die Sphäre des Clowns.
Und nun der kurze Witz. Im Bus fragt ein Fahrgast den Busfahrer: "Wie spät haben wir es?" Und der Fahrer antwortet "... Donnerstag." Daraufhin der Fahrgast: "Mein Gott, da muss ich ja aussteigen!"
Das ist natürlich sehr absurd. Die Logik ist damit reduziert. Und deswegen lachen wir auch, weil wir nämlich weg sind von der Erwachsenenlogik. Wir sind dort, wo man normalerweise sich als Erwachsener gar nicht bewegt: in der reduzierten Welt des Kindes. Kinder sind immer irgendwie unlogisch, und das ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Humorentstehung.«

Steiner-Juncker: »Und ich glaube, die Welt ist so. Die Welt ist absurd und die Welt ist paradox. Je mehr wir das erkennen, desto leichter ist es und desto mehr nähern wir uns dieser Leichtigkeit im Leben wieder an.«

Klinghammer: »Ich habe es vorhin schon erwähnt, dass wir wesentlich weniger lachen als in den fünfziger Jahren. Kinder lachen zum Beispiel 300 Mal am Tag, Erwachsene vielleicht 10 Mal. Jetzt erklären Sie mir bitte, wie ein Erwachsener, dem das Lachen quasi vergangen ist,
aus seinem Kind einen fröhlichen, positiven und auch lachfreudigen Menschen machen soll.«

Steiner-Juncker: »Ich kann dazu nur eines sagen, dass ich alle Menschen einladen möchte, in unsere Lachclubs zu kommen, wo wir uns regelmäßig treffen und eine halbe oder dreiviertel Stunde lang ganz einfach miteinander lachen. So kommen wir wieder an unsere ursprüngliche Freude. Ich werde oft gefragt, ja müssen wir jetzt lachen lernen, und da kann ich nur dazu sagen, dass wir das nicht zu lernen brauchen. Es geht nur darum, dass man sich wieder daran erinnert.«

Dr. Titze: »Aber wir können das Lachen lernen, denn wir haben Lehrmeister, das sind unsere Kinder, die 300 mal lachen, wie Sie, Herr Klinghammer, schon sagten. Im übertragenen Sinne ist es das viel zitierte innere Kind, das immer noch lachen möchte. Aber wir lassen es nicht zu, weil wir zu sehr in unserer Vernunft stecken und so viele Wenn und Aber haben, dass wir dann gar nicht so weit kommen, das innerlich entstehende Lachen einfach zuzulassen. Der Grund ist vielleicht, dass wir Angst davor haben, peinlich zu sein.«

Klinghammer: »Noch einen kurzen Satz dazu, was steckt in dieser Bewegung Lachyoga, die aus Indien kommt. Kann man das einmal ganz kurz sagen?«

Steiner-Juncker: »Da es aus dem Yoga kommt, enthält es wie alle Meditationssysteme einen ganz bestimmten Fokus. Das heißt die Konzentration ist auf das Lachen gerichtet, was uns ja eigentlich sehr leicht fällt, denn Lachen ist etwas ganz Einfaches. Indem man eine halbe Stunde ganz einfach nur lacht, ist auch der Geist, der immer so die Probleme mit sich bringt, der nie im Hier und Jetzt ist, konzentriert bei einer Sache. Der Effekt dieser Konzentration ist einfach nur der, dass man im Hier und Jetzt ist, dass man Distanz zu seinen Problemen bekommt, dass die Freude sich ausbreiten kann.«

Was geht in so einem Lachtraining denn vor sich? Einmal die Woche treffen sich Freiwillige zum Lachtraining, so wie in den 25 anderen Lachclubs in Deutschland auch. Lachen kann jeder und dennoch muss man es trainieren, um die heilenden Kräfte zu nutzen. Die hechelnde Atmung fördert die Durchblutung, regt den Fettstoffwechsel an und die Verdauung. Durch regelmäßiges Lachen kann das Immunsystem gestärkt werden und wenn die Endorphine oder Glückshormone ausgeschüttet werden, dann fühlen wir uns auch noch richtig wohl dabei. Wenn wir unsere Probleme auf einem hohen Berg abladen, dann lässt es sich befreit loslassen. Im so genannten Löwenlachen, das ist der Höhepunkt des Lachtrainings.

Moderatorin: »Herr Brasch, sie haben den Lachclub in Bad Mergentheim gegründet, wie kamen sie dazu?«

Brasch: »Der zündende Funke kam von Dr. Michael Titze, den ich schon seit einigen Jahren kenne und auch seine Bücher gelesen habe, die sehr empfehlenswert sind. Er war in Bad Mergentheim und hat einen Vortrag gehalten über die heilende Kraft des Lachens und des Humors und nach einer kurzen Unterhaltung habe ich ihn gefragt, was ich noch tun könne.
Er gab mir die Adresse des Lachclubs in Wiesbaden, von Frau Gudula Steiner-Juncker.
Wir haben uns dort angemeldet und haben in einem Wochenendseminar professionelles Lachen gelernt.«

Moderatorin: »Wie war die Resonanz in Bad Mergentheim?«

Brasch: »Anfangs waren die Reaktionen sehr zaghaft und zögerlich und wir waren sieben Leute beim ersten Treffen. Es ist sehr schleppend angelaufen und wir wurden natürlich belächelt und gefragt: »Was macht ihr denn da so? Erzählt ihr euch da Witze?«
Kommen, schauen, staunen, war meine Antwort, was auch gefruchtet hat. Nach der Werbung, die wir gemacht haben, treffen wir uns alle zwei Wochen und lachen viel. Mittlerweile sind wir dreißig Personen, und der Kreis wird immer größer.«

So fragt Herr Lacher, ein Anrufer, warum die Leute nicht mehr lachen können ...

Brasch: »Herr Lacher, zu allererst einmal, beneide ich Sie um Ihren Namen ... Es liegt eigentlich an folgendem: Die Leute nehmen sich zu ernst, sie sehen das Leben zu ernst.
Das Leben ist manchmal sehr ernst, aber wir können die Münze herumdrehen, denn jede ernste, pathetisch überzogene Sache hat auch etwas Lächerliches, etwas echt Paradoxes und Lächerliches und diese Sache zu finden, ist eigentlich die Aufgabe des Humors und eine Geisteshaltung.«

Herr Lacher: »Mir und meiner Familie geht es auch nicht unbedingt gut, mit durch gesundheitliche Probleme, aber wir sind immer bereit zu lachen. Weil wir es einfach so sehen, dass wir damit fertig werden müssen. Und wir sind sehr optimistisch und wir wollen das auch, wir werden weiterlachen.«

Eine Frage über eine E-Mail: »Wie kann ich an einen solchen Lachclub herankommen, wo findet man Informationen?«

Brasch: »Wir persönlich sind in Bad Mergentheim zu finden, im katholischen Bildungswerk, dessen Leiter der Herr Winfried Kuhne ist. Er ist ja auch hier mit dabei. Die Adresse steht im Internet unter dem Schlagwort 'Lachclubs', wenn man da nachschaut.«

Gudula Steiner-Juncker zu den einzelnen Übungen: »Die Anfangsübung klatscht man mit den flachen Händen aufeinander, das ist ein Aufwärmen. Indem man in die Hände klatscht, die ja auch sehr viele Akupunkturpunkte enthalten und unsere kreative Energie. Dazu dieses Hoho - Haha! Das ist eine regelrechte Zwerchfellmassage, wo das Zwerchfell so rauf und runter geht. Danach, das merkt man schon, kommt man etwas außer Atem. Und dann macht man Atemübungen und dann kommt ein imaginärer kräftiger Vitamintrunk, damit man bereit ist für die nächsten Lachschritte. Es ist im Grunde genommen wie ein Tanz. Dieses Hoho - Haha ist die Gemeinschaft, das aktive nach außen Gehen. Dann kommt die Stille, das Atmen. Und dann kommen eben die verschiedenen Lachübungen. Bei uns werden immer mehr erfunden, immer neue Lachübungen kommen dazu.
Atmen ist ganz wichtig Es kommt ja aus dem Yoga und diese Lachübungen sind etwas, was sehr aktiv ist, was uns im Westen entgegenkommt. Wir sind nach außen gewandt und die Wirkung die das Ganze hat, ist aber definitiv nach innen gehend, d.h. man landet innen bei sich selbst, man kommt in seiner Mitte an.«

Klinghammer: »Jetzt haben wir so viel über das Lachen geredet und haben auch gelacht.
Ich möchte das noch einmal zusammenfassen: Am Anfang habe ich gesagt, Lachen ist gesund, Sie wissen jetzt hoffentlich auch warum. Es fördert die Durchblutung, die Verdauung, die Abwehrkräfte. Lachen fördert auch die Seele, also lachen sie viel und heftig. Aber nicht nur über die Fasnachtstage, es gibt viele Gründe zum Lachen!«