NDR-Kultur, 03.04.2018
 
All we need is laugh (gekürzt)
 
Feature von Martina Kothe
Sprecher: Christoph Müller, Vanessa Loibl, Henning Hartmann und Michael Thürnau
Technische Realisation: Kai Schliekelmann und Markus Freund
Regie: Ulrich Lampen
Redaktion: Joachim Dicks
 
 
SPRECHER 1 Radio: »Unser heutiges Rätsel hat etwas mit dem Lachen zu tun: 1962 grassierte im damaligen Tanganjika eine regelrechte Lachepidemie.
Kein Witz, meine Damen und Herren! Es begann mit drei Schulkindern, Mädchen, diese drei konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Erstaunlich, oder? Noch erstaunlicher war, was folgte: Die Kinder wurden nach Hause geschickt. Doch immer mehr Kinder und auch Erwachsene begannen jetzt mit dem Lachen und konnten nicht mehr aufhören.«

Jägerliest steigt aus der Dusche und beginnt, sich die Zähne zu putzen

SPRECHER 1 Radio: »Am Ende musste das gesamte Internat geschlossen werden- und nun begann die Epidemie sich erst recht auszubreiten, denn die Kinder wurden zurück in ihre Dörfer geschickt. Keiner war vor dem ansteckenden Lachen sicher.«

Jägerliest (gurgelt, dann): »Selber schuld. Wer braucht das schon. Lachen!?«

SPRECHER 1 Radio: »Man schätzt, daß mehrere tausend Menschen betroffen waren.«

Chor (lacht, dann): »All you need is laugh!«

SPRECHER 2:
»All we need is laugh!«

Jägerliest:
» Kindisch!«

Jägerliest hantiert in der Küche … kocht Kaffee … klappert mit dem Frühstücksgeschirr … sucht einen Sender mit trauriger Musik …

Harvey (Kind): »Ich will mich ja nicht einmischen aber … Jeder braucht das Lachen – auch Du.«
Jägerliest: »Lächerlich!«
Harvey: »Schau Dich doch mal an. Wie lange ist das jetzt her, daß Du wirklich – ich meine wirklich – laut – ich meine wirklich laut und herzhaft – so aus dem Bauch heraus gelacht hast? Ganz ohne Kontrolle. Wie als Kind?«
Jägerliest: »Ich bin kein Kind mehr. Vielen Dank. Und froh drum. Wer bist Du überhaupt?«
Harvey: »Hmmmm … Kennst Du mich nicht mehr? Naja, egal … Aber kannst Du es noch?«
Jägerliest: »Kann ich was noch?«

SPRECHER 2: »Aktivierte Hirnzentren beim Lachen: Präfrontaler Cortex (Frontallappen der Großhirnrinde) – zuständig für die kognitive Verarbeitung, z.B. für das Verständnis der Pointe. Amygdala, nucleus accumbens (mesolimbisches System) zuständig für die emotionale Bewertung, z.B. Heiterkeit. Nucleus motorius nervi facialis (Hirnstamm) zuständig für die motorische Programmierung von Muskelbewegungen, z.B. Lächeln, Lachen.
Diese Zentren sind in einem Lach-Netzwerk miteinander verbunden, das wie ein Schaltkreis funktioniert: Wird eine dieser Komponenten angesprochen, werden die anderen Komponenten gleichzeitig mit aktiviert.«

Dr. Michael Titze: »Im Lachen kommt es zu einer Externalisierung unserer Lebenskraft, es ist explosionsartig, so daß wir unseren ganzen Körper nicht mehr unter Kontrolle haben, was ja in der Scham zu stark ist. Durch den Verlust der Kontrolle verselbständigt sich der Körper. Zum Beispiel entspannt sich die Muskulatur derart, daß wir uns vor Lachen manchmal sogar sprichwörtlich in die Hosen machen können. Wir haben auch unsere Gesichtsmuskulatur nicht mehr unter Kontrolle. Dadurch verhalten wir uns für andere, die nicht in dieser heiteren Stimmung sind, komisch, und komisch sein hat eine doppelte Bedeutung: Es kann zum einen bedeuten, daß etwas lustig ist. Stichwort Komödie. Oder es kann bedeuten, daß etwas befremdlich ist. Aber im Lachen, wieder im Gegensatz zur Scham, ist uns das alles völlig egal!«

Armin Piepenbrink-Rademacher: »Mein Name ist Armin Piepenbrinck-Rademacher. Ich bin Pfarrer für Stadtkirchenarbeit und hier in der Altstädter Nicolaikirchengemeinde auch als Gemeindepfarrer tätig, seit 22 Jahren in Bielefeld, bin aber gebürtiger Rheinländer und hab dadurch auch einen gewissen, heitereren Charakter mitbekommen, als das gemeinhin hier den Ostwestfalen nachgesagt wird und das sind nicht alles Miesepeter aber das ist schon so, daß die tendenziell ein bißchen verlangsamt sind.«

SPRECHER 2: »Lachender Kirchturm, Lachyoga-Kunstprojekt. In der Altstädter Nicolaikirche in Bielefeld wurde zwei Wochen lang vom Kirchturm gelacht, statt geläutet.«

Armin Piepenbrink-Rademacher: »Wenn Gott lachen würde... also Auslachen, meinen Sie wahrscheinlich, dat wär ja völlig blöd. Also da ist auch jeder Mensch sowieso empfindlich. Ne, dat is anlächeln. Und kennen sie vielleicht den Segen ‚Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir’? Der soll strahlen! Lacht. Ja. Gott lächelt Sie also sozusagen in dem ganz, ganz alten Segen an. Die Dinge sind so nahe beieinander und wirken scheinbar, als hätt ich da was völlig Verrücktes gemacht.«

Telefon – eine Nummer wird gewählt. Freizeichen …

Dr. Michael Titze: »Ja, Titze. Mit wem hab ich das Vergnügen?«

SPRECHER 2: »Michael Titze: Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker. Gelotologe, d.h. Lachforscher. Gründungsvorsitzender von HumorCare Deutschland e.V.«

Hans Jägerliest: »Jägerliest ist mein Name. Hans Jägerliest … ähm … ich rufe an, weil … Ich rufe an weil ich … Also andere sagen, daß ich … (Pause) Ich kann nicht mehr lachen!«
Dr. Michael Titze: »Also das hängt wahrscheinlich mit zu starker Selbstkontrolle zusammen und mit einer Unzufriedenheit, die sich auf die Möglichkeiten Ihrer Emotionalität bezieht.«
Hans Jägerliest: »Und jetzt? Was kann ich tun? Ich will mein Lachen zurück. Was halten sie von Lachyoga?«
Dr. Michael Titze: »Lachyoga ist eine wunderbare Sache, denn diejenigen, die sich entschließen, zum Lachyoga zu gehen sind meistens traurige Menschen, die sich irgendwann sagen, ich muss da was ändern, und ich muss lernen, wieder die Möglichkeiten auszuloten, die ich vielleicht in der Kindheit hatte um heiter zu werden. Und wenn jemand neu in eine Lachyoga-Gruppe kommt, ist das nicht so, daß er von Menschen in Empfang genommen wird, die in einer ausnehmend guten Stimmung sind, sondern das sind Menschen, die alle ernst sind, weil sie eben ein ähnliches Problem haben und die dann angewiesen werden. Aus sich herauszugehen. So beginnt das Lachyoga: Man soll so tun, als würde man irgendwie lachen.«

Lena Hannemann (Lachyogastunde): »So, ihr Lieben, wir fangen an. Ne, es wird Zeit, ne. Und zwar Ihr wisst ja, wie immer, erst mal Begrüßungslachen: Hahahahahahaha …«

SPRECHER 2: »Als Erfinder des Lachyoga oder auch Hasya-Yoga, gilt der indische Arzt Dr. Madan Kataria. Er kombinierte die Yoga-Atmung mit künstlichem Lachen, das allerdings bald in ein echtes übergehen soll. Leitspruch ist: »Fake it until you make it« Also, tu so als ob, bis du es kannst.«

Lena Hannemann (Lachyogastunde): »Ja, (...) Lachen ist Gesundheitsfürsorge und es ist gesund, sich nicht über alles so viele Gedanken machen zu müssen und es alles nicht so wichtig zu nehmen Gut, Ihr Lieben, wir fangen an wie immer: Wir tanzen uns ein bißchen frei und dann machen wir dieses Mal so ’ne kleine Lachgeschichte. Das hab Ich manchmal schon gemacht, einige kennen das noch nicht so, die jetzt hier im neuen Kurs sind, da hamwa uns ja erstmal überhaupt so’n bißchen mit den Grundprinzipien beschäftigt, heute stellen wir uns so vor (...) wir ham zusammen ein Erlebnis. Und das begleiten wir mit (..) Lachaktionen. Aber erstmal tanzen wir.«

(Stühle werden an die Wand geschoben) Musik (Saxophon)

Hans Jägerliest: »Wissen Sie, ich mache jetzt Lachyoga … Da lache ich zwar, aber ich habe das Gefühl, es kommt nicht von Herzen … Haben sie einen Rat für mich?«

Chor. Refrain: »Schön ist es auf der Welt zu sein…«

(Lachyogastunde) Lena Hannemann und alle: »So, schon mal so’n bißchen aus der Puste in die Puste gekommen, wie auch immer. So, wir atmen ein... Halten da oben und atmen gaaanz langsam aus. Machen wir nochmal ... Halten, halten, halten und gaanz langsam ausatmen ... So, beim nächsten Mal kommen wir dann im letzten Drittel der Ausatmung schon mal in so’n kleines Kichern: Dadurch verlängern wir die Ausatmung ... Können wir auch mit Gähnen machen, aber wir probieren’s jetzt mal mit Kichern ...« (Atmet aus und hahahahahahahahahaha!)

Armin Piepenbrink-Rademacher: »Stöhnen und so – bestimmte Haltungen stecken an. Und es ist tatsächlich so: Bei dem Lachyoga ist es zunächst etwas überraschend, da machst Du so Entspannungsübungen, daß dein Körper so’n bißchen, ja, ruhiger wird, entspannter ist und dann gibt es sowas wie ‚absichtsloses Lachen’: Du fängst einfach an mit irgendeiner Albernheit vielleicht… daß du als Erwachsener so’n Blödsinn machst. Zum Beispiel musst du so’n Rasenmäher durch die Gegend fahren und so ... (…) Also es gibt Übungen in denen du ein bißchen aus Dir herausgehst, da entdeckst Du deine spielerischen Anteile, die du als Erwachsener auch noch immer hast, weil du das als Kind super hattest. So. Und das ist der Zugang. Also, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt Jesus, dann kapiert ihr nicht wirklich worum es geht … Und dann sagen wir wieder: Nö. Kinder, da haste ’ne gewisse Zeit Luxus und dann machst du dir ja eventuell auch noch in die Hose und dann brauchst du noch deine Eltern für alles und für Taschengeld und wenn ich groß bin, dann bin ich eben groß und das sollen gerne alle sehen. Und wat machen wir dann? Dann hören wir auf, auch die Dinge zu tun, die wir als Kinder gut konnten: totale Spontaneität, Übermut, alles verboten. Gilt manchmal als unanständig, oder der Mensch ist unkontrolliert. Und das halte ich alles für Unsinn. Also, ich kann jetzt auch nicht bei ’nem Staatsakt irgendwie schallend loslachen, das ist ja klar.«

Telefon – Nummer wird gewählt: Freizeichen. Jemand hebt den Hörer ab

Dr. Michael Titze: »Titze, mit wem hab ich das Vergnügen?«
Hans Jägerliest: »Hans Jägerliest.«
Dr. Michael Titze: »Ah, wir kennen uns ja bereits.«
Hans Jägerliest: »Ich hab das wirklich gemacht. Ich war da und ich … Wie soll ich Ihnen das beschreiben … Es ist lächerlich. Es ist kindisch. Und alle machen da mit und ich versteh es nicht. Die benehmen sich alle wie die Kinder.«
Dr. Michael Titze: »Und wie ist das für sie, wenn sie das so sehen?«
Hans Jägerliest: »Befremdlich. Ich kann das nicht. Ich bin ja kein Kind mehr.«
Dr. Michael Titze: »Also das heißt, sie möchten unbedingt erwachsen sein und erwachsen bleiben und Kindsein ist nicht so gut?«
Hans Jägerliest: »Ich bin ja erwachsen!«
Dr. Michael Titze: »Da fällt mir Erich Kästner ein. Erich Kästner hat in seiner berühmten Ansprache an Schulabgänger folgendes gesagt:
‚Ein Mensch ist ein Kind und irgendwann wird dieses Kind ein Erwachsener und manche denken, sie müssten ihre Kindheit, wenn sie erwachsen sind, ablegen, wie einen alten Hut. Aber nur derjenige, der erwachsen wird und Kind bleibt ist ein ganzer Mensch. Lasst Euch also die Kindheit nicht austreiben.’
Das ist eine sehr programmatische Ansprache, die er gehalten hat, denn wenn wir uns die Kindheit austreiben lassen, dann müssen wir uns fragen, wie wir in unserer Bewertung – nicht nur der Welt, sondern auch der eigenen Person – eingestellt sind.
Wenn wir denken, Erwachsensein bedeutet, hundertprozentig vernünftig zu sein, dann sind wir, (…) einem faustischen Drang zur Hundertprozentigkeit ausgeliefert – und das wird nur eine Konsequenz haben: daß uns all das, was uns das Leben an emotionalen Möglichkeiten auftut, dass uns das dann leider versperrt bleibt. Ich gebe ihnen deshalb diesen Tipp: Wenn sie das nächste Mal in die Lachyoga-Session gehen, dann versuchen sie das Ganze aus der Warte eines kleinen Kindes, nämlich des Kindes, das sie einmal waren und das immer noch ein Teil von ihnen selbst ist, zu sehen. Sie kennen ja dieses schöne Wort vom ‚inneren Kind’ … Versuchen Sie das Ganze also aus dieser Perspektive zu sehen und sich viel, viel weniger Gedanken machen.«
Hans Jägerliest: »Dann mach ich also weiter mit dem Lachyoga und ruf’ Sie wieder an?«
Dr. Michael Titze: »Ja, ich denke, daß sie das machen sollten. Sie würden mich nur unter einer Voraussetzung nicht anrufen: Wenn Sie inzwischen verrückt geworden sind und irgendwo auf einer geschlossenen Station sind, da wird das dann wohl kaum möglich sein. Ich wünsche ihnen viel Erfolg!«
Hans Jägerliest: »Auf Wiederhören.«
Dr. Michael Titze: »Auf Wiederhören.«

Dr. Michael Titze: »Die Scham, das ist der emotionale Zustand, der entsteht, wenn wir uns bewertet fühlen, wenn wir denken, daß die anderen uns als nicht so gut einschätzen, wie wir sein möchten. Und dann kommt es durch übermäßige Selbstkontrolle zu einer Verkrampfung und diese Verkrampfung wirkt sich auf unsere gesamte Muskulatur aus. Wir atmen anders, wir spüren die muskuläre Spannung und man kann sagen, daß die Scham zu einer Internalisierung unseres lebendig Seins, unserer Lebenskraft führt. Und wenn das immer stärker wird, dann kann es sein, daß wir das Gefühl haben, jetzt gar nichts mehr zu können, obwohl tief in uns ein emotionaler See am Brodeln ist. Wenn wir uns demgegenüber anschauen, was das Lachen ist, ist dieses das genaue Gegenteil!«

Lachyogastunde Lena und alle

Lena: »Und das Löwenlachen, das ist eine der allerersten, klassischen Lachübungen aus dem Lachyoga, weil das ganz eindeutig vom normalen Yoga abgeleitet ist. Also beim Löwenlachen zeigen wir uns unsere Krallen und können auch mal so richtig kräftig und stark und dominant sein und wenn wir uns trauen, das hat auch einen besonders guten, gesundheitlichen, reinigenden Effekt, können wir auch unsere Zunge rausstrecken. Ich mach’s jetzt mal mit Angela vor:« Beide BRÜLLEN!

SPRECHER 2: »Beim Lachen wird die Produktion von Endorphinen, einem körpereigenen Opiat angekurbelt, Kopf-, Zahn- und Muskelschmerzen werden gelindert. Stresshormone werden abgebaut. Ärger und Angst nehmen ab, die Stimmung hellt sich auf. Schon der Gedanke an lustige Situationen stärkt unsere Abwehrkräfte, da dadurch der Spiegel des Wachstumshormons HGH, das für ein intaktes Immunsystem wichtig ist, erhöht wird.«

Dr. Michael Titze: »Guten Tag, mit wem hab ich das Vergnügen?«
Hans Jägerliest: »Hans Jägerliest, Herr Dr. Titze.«
Dr. Michael Titze: »Ah, wir kennen uns ja bereits. Sie möchten jetzt ein vernünftiges Gespräch mit mir führen?«
Hans Jägerliest: »… Sie haben mir geraten, wie ein Kind zu sein, und ich war jetzt wieder beim Lachyoga und hab’ versucht, wie ein Kind zu sein und jetzt wollte ich alles richtig machen, das heißt ich hab ganz laut gelacht und ganz viel und nachher hatte ich Schmerzen im Gesicht und dann war ich kurz davon zu weinen. Was hat das zu bedeuten?«
Dr. Michael Titze: »Das ist doch eine wunderbare Sache, denn das Lachen und das Weinen, das sind die Antipoden der gleichen emotionalen Befindlichkeit, die wir schon zu Anbeginn unseres Lebens hatten: Nicht nur Kommunikationsformen, sondern Ausdrucksformen unseres emotionalen So-seins und wenn Ihnen beides gelungen ist, dann sind sie schon einen Schritt weitergekommen. Aber dieser Schritt führt natürlich nicht nach vorne, sondern zurück in die Vergangenheit, in die Vergangenheit unserer Lebensgeschichte. Und wenn Sie diesen Weg so gehen, dann kann es sein, daß sie irgendwann dort ankommen, wo sie als Kind gewesen sind, und es gibt ja diesen schönen Satz von Jesus, der gesagt hat: ‚Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …’ Er dachte damals mit Sicherheit nicht an das Lachyoga, aber man kann diesen Satz auch dafür verwenden.
Wenn ich mich also auf die emotionalen Voraussetzungen einlasse, die ich ganz am Anfang meines Lebens hatte, als ich noch nicht logisch sprechen konnte und mir noch keine Gedanken über mein So-sein gemacht habe, über das, wie mein soziales Ich von anderen beurteilt wird, sondern mich ganz hingegeben habe meinen emotionalen Möglichkeiten, die schon vorhanden waren und die auch heute wachgerufen werden können, dann stimmen die Rahmenbedingungen. Wenn Sie also so weit gekommen sind, dann hätten sie alle Voraussetzungen dafür, das Lachen nicht nur zu lernen, denn dann hätten Sie’s ja schon im Prinzip gelernt, sondern es zu einem Bestandteil ihres Lebens zu machen …«
Hans Jägerliest: »Dann mach ich einfach so weiter?«
Dr. Michael Titze: »Unbedingt.«
Hans Jägerliest: »Ich danke ihnen!«
Dr. Michael Titze: »Gerne.«

Lena Hannemann: »Ja, da ist was Trauriges, was eben auch noch halt beachtet werden möchte. Vielleicht war der Wunsch da, nicht mehr hinzugucken. Eben halt lachen zu wollen, woanders zu sein, fröhlich sein zu wollen, aber das andere ist eben einfach halt noch da und braucht eben seinen Platz. Es muss eben einfach auch noch mal wahrgenommen werden, daß da auch was ... vielleicht ein Verlust, vielleicht ein Konflikt, vielleicht muss das einfach auch nur noch, auch nochmal angeschaut werden. Das ist natürlich jetzt sehr tiefenpsychologisch, Hahahah. Ok. ja. Weinen, Weinen gehört halt eben zum Leben auch dazu.«

SPRECHER 2: »Wenn man die typischen Geräusche des Lachens hört, wird im Gehirn der prämotorische Cortex aktiviert. Lachen ist auch dann ansteckend, wenn wir den Grund des Lachens bei anderen nicht kennen! Im prämotorischen Cortex befinden sich sogenannte Spiegelneuronen. Das sind Nervenzellen, die allein durch die Betrachtung mimischer Abläufe bei einem Mitmenschen aktiviert werden. Gleichzeitig werden die damit zusammenhängenden Gefühle wachgerufen.«