Humor-Spiele
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Von Michael Titze
[Aus: H.-G Lauer (Hg.): Da ist Humor im Spiel, HCD-Verlag, 2004, S. 77-83]
Meine Humorbiografie, Teil 1:

In der Arbeit mit depressiven Menschen konnte ich immer wieder feststellen, wie wichtig die Arbeit am Gesichtsausdruck ist. Bleibt der Psychotherapeut in der Interaktion mit diesen Menschen mimisch verhalten, werden sich kaum fröhliche Gefühle einstellen. Ganz anders sieht es freilich aus, wenn sich der Therapeut nicht scheut, ein typisches »Spielgesicht« zu zeigen, das die Voraussetzung für ein einfaches Lächeln ist!

1987 begann ich in Tuttlingen, meiner Heimatstadt, mit ehemaligen Patienten in einer »Humorgruppe« erste Erfahrungen mit entsprechenden Spielen zu sammeln. Wir konzentrierten uns dabei von Anfang an auf den Blickkontakt und den Gesichtsausdruck. Der Blickkontakt ist nämlich das große Problem im Leben eines schamgebundenen Menschen. Im prüfenden Blick des anderen fühlt sich dieser Mensch häufig bloßgestellt. Dabei wird nicht allein der skeptische Gesichtsausdruck des Gegenübers gefürchtet, sondern auch jenes spezielle Lächeln, das Geringschätzung und Spott anzeigt. Dieses »dreckige Grinsen« kann gerade in der Pubertät eine traumatisierende Wirkung ausüben, darüber habe ich auch in meinem Buch »Die heilende Kraft des Lachens« berichtet. Deshalb versuchten wir von Anfang an, Wege zu erproben, die aus der Angst vor dem Ausgelachtwerden (»Gelotophobie«) heraus führen.

1993 brachte es eine glückliche Fügung mit sich, dass ich Erika Kunz kennen lernte, eine großartige Schauspielerin, Clownin und Pantomimin, mit der zusammen ich experimentieren, lernen und Spaß haben konnte - natürlich zusammen mit den Teilnehmern unserer Gruppen im Bodenseeraum! Auch Erika war von der Arbeit am Gesichtsausdruck fasziniert. Im folgenden sind einige Spiele aus unseren damaligen Workshops beschrieben, die sich - gerade wegen ihrer Einfachheit - besonders bewährt haben.

»Dick und Doof im Wechsel«:

Ablauf

Die Gruppenteilnehmer stehen sich in zwei Reihen gegenüber, sodass jeweils ein Teilnehmer einem anderen ins Gesicht blicken kann. Der rechte Arm wird ausgestreckt, damit die Hand auf der linken Schulter des Partners aufliegen kann. Dadurch wird einerseits die Distanz bemessen, andererseits ergibt sich so auch ein Körperkontakt. Nun wird das Gesicht ausgiebig verzogen - entsprechend dem Vorbild der Slapstick-Komiker »Dick« und »Doof«: Abwechselnd werden die Backen aufgebläht (= »Dick«) und das Kinn so weit wie möglich hinabgezogen, sodass sich der Mund leicht öffnet (= »Doof«). Es gilt die paradoxe Anweisung, dabei möglichst ernst zu bleiben, was auf die Dauer allerdings kaum gelingen wird!

Eine Variante dieser Übung bezieht einen Grimassenschneider ein. Dieser postiert sich so, dass er von den Teilnehmern in einer der beiden Reihen angeschaut werden kann.

Der Grimassenschneider führt stereotype Grimassen vor, die sogleich von denjenigen nachgemacht werden, die zu ihm Blickkontakt haben. Die anderen Teilnehmer, die mit dem Rücken zum Grimassenschneider stehen, spiegeln ihrem jeweiligen Partner, was sich in dessen Gesicht abspielt.

Der Basler Komiker Renè Schweizer hat entsprechende Grimassen beschrieben: 1. ein entspannter, normaler Gesichtsausdruck; 2. die Mundwinkel werden so weit wie möglich nach außen gezogen; 3. die Lippen werden rüsselartig aufgeworfen und so weit wie möglich nach vorne gestoßen; 4. die Mundwinkel werden senkrecht nach unten gezogen, als ob Gewichte daran hingen; 5. die Mundwinkel werden senkrecht nach oben gezogen; 6. der Mund wird so weit wie möglich aufgerissen, als ob man einen Tennisball verschlucken wollte; 7. der Mund wird total verschlossen und zusammen gepresst, als ob man sieben Tage Verstopfung gehabt hätte und es jetzt endlich erledigen wollte!

Nachdem die Teilnehmer auf diese Weise in eine heitere Stimmung versetzt wurden, können Lachspiele nachgeschoben werden, die darauf abzielen, gegen die Angst vor dem Ausgelacht werden (»Gelotophobie«) zu immunisieren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Der Lachkreis

Ablauf

Die Teilnehmer fassen sich an den Händen und bewegen sich lachend im Uhrzeiger-Sinn im Kreis. In der Mitte steht ein einzelner Teilnehmer, der immer in die gleiche Richtung blickt. So kann er nacheinander allen Gruppenmitgliedern in deren lachendes Gesicht blicken. Alles, was er jetzt tun muss, ist zu grimassieren, alle möglichen Faxen zumachen, komische Laute von sich zu geben, also einfach zurück zu lachen, und zwar möglichst hemmungslos!

Unverschämtes Blödeln

Ablauf

Der Protagonist nennt drei Schwächen, die ihm in der Kindheit Anlass zur Beschämung waren. Jede dieser drei Schwächen wird von jeweils einem Gruppenteilnehmer stereotyp wiederholt, und zwar in Form eines streng formulierten Vorwurfs. Der Protagonist reagiert darauf mit nichts anderem als möglichst unverschämten Blödeleien: Es wird also grimassiert, Faxen werden gemacht und komische Laute werden ausgestoßen! (Zur Unterstützung kann ein anderer Teilnehmer in die Rolle des Clowns schlüpfen, das heißt sich eine rote Nase aufsetzen, und mit dem Protagonisten mitagieren.

Menschen, die nicht mehr richtig lachen können (oder, die das Lachen sogar gänzlich verlernt haben!), haben sich im Verlauf ihrer Lebensgeschichte gerade jene Erwachsenen-Strategie allzu sehr zu eigen gemacht, die dem Motto folgt, dass spontane Impulse um jeden Preis kontrolliert werden müssen. Das mag im Alltagsleben zwar gewisse Vorteile bringen, doch die lebendige Affektivität - die sich stets auch im Lachen äußert - bleibt unweigerlich auf der Strecke! Deshalb haben wir in unseren Humorgruppen einfache Übungen erprobt, die den spielerischen Umgang mit der natürlichen Aggressivität des »Kindes in uns« ermöglichen. Hier ein Beispiel:

Impulsiver Widerstand

Ablauf

Wir stehen einem Spielpartner gegenüber, der die Aufgabe hat, uns (mit zuvor festgelegten Vorwürfen, die eine bestimmte Schwäche thematisieren) zu konfrontieren bzw. lächerlich zu machen. Wir drücken unsere Handflächen gegen die Handflächen des Angreifers, sodass ein Widerstand muskulär spürbar wird. Wir konzentrierten uns nur auf diesen Widerstand, atmen lang und tief ein und (unter Einbeziehung der Stimmbänder!) kräftig und stoßweise wieder aus. So kann ein lauter »Ha!«- Laut entstehen. Je intensiver und schneller wir diesen Laut ausstoßen, desto mehr kommen wir in ein kraftvolles Lachen, das es ermöglicht, den Kontrahenten schließlich »wegzudrücken«.

Eine weitere Möglichkeit zur Aktivierung von Lebensenergie, die gleicher Weise eine lustvolle wie belustigende Wirkung hat, sind einfache Abgrenzungsspiele:

Ja - nein!

Ablauf

Wir gehen kreuz und quer durch den Raum. Wenn wir uns begegnen, schauen wir uns in die Augen und jeder sagt zum anderen deutlich »ja!« Nachdem wir wieder eine Weile durch den Raum gegangen sind, rufen wir jedem, dem wir begegnen, klar und deutlich »nein!« zu. Später können wir uns frei entscheiden, ob wir »ja« oder »nein« sagen. (Bei dieser Übung lernen wir, auf unsere Körpersprache zu achten: Welche Haltung nehmen wir ein, wenn wir »ja« beziehungsweise »nein« sagen? Wir können dabei leicht feststellen, ob bzw. wie sich unsere Affektivität entfaltet. Wenn wir bei »ja« bzw. »nein« bewusst eine andere Körperhaltung einnehmen, können wir unmittelbar spüren, wie Komik entsteht - das kann sehr lustig sein!)

Ja - nein Gruppen-Konfrontation

Ablauf

Wir stehen uns in zwei Reihen, im Abstand eines ausgestreckten Armes gegenüber. Die eine Reihe fängt leise mit »ja« an, während die andere Reihe leise »nein« sagt. Langsam steigert sich die Lautstärke, bis es schließlich zum Herausbrüllen der ja - nein Konfrontation kommt. Das Ganze wird nun wiederholt, indem jede Reihe das jeweils andere Kommando verwendet. (Auch hier können wir wieder feststellen, wie Affektivität und Körper zusammenspielen!)

Kauderwelsch reden

Ablauf

Wenn wir uns weniger auf den Inhalt des gesprochenen Wortes konzentrieren, sondern ausschließlich auf den vokalen Ausdruck, kommen wir schnell in einen affektiven Bereich, wo sich humorvolle Effekte wie von selbst einstellen. Die Stimme bietet uns dabei viele Möglichkeiten: Wir können sie modulieren, sie erheben, senken und zur Bildung von Tongestalten einsetzen. So üben wir uns, »Kauderwelsch« zu reden - indem wir einen völlig unsinnigen Wortsalat produzieren. Dabei dürfen wir die Mimik natürlich nicht vergessen: Wir lassen zum Beispiel die Augen rollen, reißen sie weit auf oder kneifen sie zusammen! Auch mit unseren Gesichtsmuskeln spielen wir nach Belieben, indem wir grimassieren, was das Zeug hält! Mit dem Publikum kommunizieren wir, indem wir den anderen zum Beispiel Küsschen zuwerfen. Damit setzen wir Zäsuren, das heißt, wir schaffen kleine Pausen, die wir als Akteure benötigen, um unseren Körper zu spüren, auf unsere Bewegungen zu achten und so immer mehr »in Fahrt zu kommen«.

Masken werfen

Ablauf

Wir stehen im Kreis. Ein Teilnehmer lässt ein bestimmtes Gefühl in den Gesichtsausdruck einfließen. Ere stellt sich dabei vor, diesen Ausdruck zu einer Maske gerinnen zu lassen. Nun stellt dieser Teilnehmer den Blickkontakt zu einem anderen Gruppenmitglied her. Ist dies geschehen, wird die »Maske« symbolisch in der die Hand genommen und dem Partner »zugeworfen«. Dieser fängt sie nun seinerseits auf und legt sie sich auf sein Gesicht, womit er in die Gefühlswelt des Werfers schlüpft. Nach einer Weile liegt er diese »Maske« wieder ab, um sich eine eigene aufzusetzen, die einem neuen Gefühl entspricht. Eben dieser mimischer Ausdruck wird als weitere »Maske« einem anderen Teilnehmer zugeworfen usw.

Alle diese Übungen folgen dem Prinzip der Reduktion. Dieses besagt, dass wir von alledem absehen, was unwesentlich ist, um uns stattdessen auf das Wesentliche zu konzentrieren. So üben wir eine Achtsamkeit ein, die uns an eben jene affektiven Gegebenheiten heranführt, die dem Clown als Voraussetzungen für seine Arbeit dienen.

Der Clown ist der reduzierte Mensch schlechthin: Er ist in jeder Hinsicht weniger kompetent als der normale Erwachsene. Bewusst will er weniger gescheit, weniger geschickt, weniger redegewandt usw. sein. So ist der Clown das Ebenbild eines unvollkommenen Menschen. Da der Clown dies absichtlich will, zeigt er eine enge Seelenverwandtschaft zum unverletzten kleinen Kind. Wie dieses orientiert er sich in seinem Tun naiv und bedenkenlos am Lustprinzip. Wie das Kind kümmert er sich nicht um etwaige peinliche Konsequenzen. Denn der Clown ist in seiner Reduktion ganz bei sich selbst!

In unserer therapeutischen Humorarbeit haben Erika Kunz und ich besonders die Figur des Minimal-Clowns vor Augen gehabt. Dieser folgt dem Prinzip der Reduktion besonders konsequent. Sein Aktionsradius ist winzig, seine Schritte sind durch den geringen Abstand zueinander trippelnd und langsam. Das Zentrum seiner nonverbalen Kommunikation ist der mimische Bereich. Hier spiegelt sich seine Lebendigkeit und Lebensfreude in unverkennbarer Weise. Im folgenden beschreibe ich eine einfache Übung, die den Teilnehmern unserer Humorgruppen den Einstieg in die Welt des Minimal-Clowns fast ohne Anstrengung ermöglicht:

Clowneske Reduktion

Ablauf

Wir haben die Clownsnase aufgesetzt und stehen uns im Abstand einer Armlänge gegenüber. Wir betrachten die Clownsnase des anderen - alles andere ist unwichtig! Wir weiten die Augen, um die Clownsnase besser zu sehen. Wir bewegen den Kopf ganz langsam nach links und dann nach rechts, um die Clownsnase jeweils aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Wir öffnen ganz langsam den Mund, um über die Schönheit der Clownsnase ausgiebig zu staunen. Nun stellen wir uns vor, dass wir die Clownsnase des anderen küssen: Wir spitzen die Lippen so weit wie möglich. Doch nachdem wir festgestellt haben, dass uns dies nicht gelingt, werden wir traurig. Die Mundwinkel gehen ganz weit nach unten und wir geben unserer Traurigkeit einen stimmlichen Ausdruck. Wir fangen an zu weinen! Plötzlich wird uns aber bewusst, dass wir ja eine ebenso schöne Clownsnase auf unserer eigenen Nase haben: Wir schielen auf diese hinunter, öffnen den Mund zu einem freudigen »Oooh« oder »Aaah« - und wir machen die Backen dick, um dadurch vielleicht doch einen Kontakt zu unserer eigenen Clownsnase herzustellen.

Nach dieser Vorübung begeben sich die Teilnehmer in einen improvisierten Theatersaal und setzen sich in die Zuschauerreihen. Der erste Teilnehmer begibt sich als Minimalclown auf die Bühne. Eine lustige, beschwingte Zirkusmusik wird von einem Tonband abgespielt. Der Clown tanzt zu dieser Musik. Sobald diese aussetzt, verharrt der Clown in der zuletzt eingenommenen Stellung. Langsam wendet er sein Gesicht den Zuschauern zu. Doch sein Blick konzentriert sich ganz auf die eigene Clownsnase. Dies ist nicht einfach, weil ja geschielt werden muss! Trotzdem versucht der Clown seine Nase - wie zuvor geübt! - von der linken und dann von der rechten Seite her zu betrachten. Er hält den Mund staunend geöffnet, denn er weiß nicht, wie er die Nase berühren könnte. Er versucht es mit der Zunge, die natürlich viel zu kurz ist! Das ist unweigerlich ein Grund zum ausgiebigen Weinen! Irgendwann stellt der Clown aber fest, dass sich die Zunge vorzüglich dazu eignet, ganz langsam und genüsslich über die Lippen zu gleiten. Nun macht der Clown die Lippen spitz. Und siehe da: es geht! Der Kontakt zur Clownsnase wird hergestellt. Die Freude darüber zeigt der Clown, indem er - wie ebenfalls schon geübt - seine Mundwinkel ganz weit auseinander zieht und »Oooh« und »Aaah« ruft.

Nacheinander schlüpfen nun alle Teilnehmer auf der Bühne in die Rolle des Minimalclowns.

Humorbiografie, Teil 2:

1992 begann ich im Hospitalhof Stuttgart regelmäßige Workshops zum therapeutischen Humor durchzuführen. Neben Erika Kunz waren daran der unvergleichliche Allroundkomiker Alfred Gerhards (Globo) und die Bilderbuchclownin Elke-Maria Riedmann beteiligt. (Wir alle waren auch bei der »Humorwerkstatt« im Liechtensteiner Haus Gutenberg, sowie bei diversen Workshops der Basler und Stuttgarter Humorkongresse dabei.) 2001 konzipierten Globo und ich einen Fortbildungskurs in therapeutischem Humor, der jeweils mindestens 5 Wochenendmodule einbezog. Hier wurden Spiele erprobt, die auch den sprachlichen Bereich einbeziehen. Sie ermöglichen es, unmittelbar zu erleben, wie Komik als Folge der Reduktion rhetorischer und logischer Fertigkeiten entsteht. Hier einige »Bei-Spiele« :

Intentionale Sprechhemmung

Ablauf

Jeder Teilnehmer soll komischen Vortrag halten. Man beginnt zunächst konventionell über ein beliebiges Thema zu sprechen. Auf ein Zeichen hin wird eine bestimmte Sprechhemmung eingeleitet, so dass der normale sprachlichen Fluss schlagartig verändert wird. Das wird dadurch bewirkt, dass zum Beispiel

- ein Schluck Wasser im Mund behalten wird,

- ein Streichholz zwischen die Schneidezähne geklemmt wird,

- Brausepulver im Mund aufgeschäumt wird,

- ein Bleistift in die Mundwinkel geschoben wird,

- »rückwärts geatmet«, das heißt beim Einatmen gesprochen wird,

- mit weit ausgestreckter Zunge gesprochen wird,

- die Zunge gegen den Gaumen oder die gepresst wird.

»Münchhauseniade«

Ablauf

Jeder Teilnehmer soll etwas über sich selbst erzählen. Dabei wechseln sich Wahrheit und Fiktion ab. Je bedenkenloser konfabuliert wird, je mehr das Wahrheitsdogma der Erwachsenenwelt reduziert wird, desto lustiger ist im Allgemeinen die Wirkung. Doch der Bezug zur Realität darf nicht ganz verloren gehen, da sich humorvolle Effekte nur im Spannungsverhältnis von Wahrheit und Fiktion (»Bisoziation«) ergeben. Ich zitiere als Beispiel ein Transkript aus einem Workshop:

»Ich bin die Anna. Von Beruf bin ich Arzthelferin - bei einem Tierarzt. Er hat sich auf die Behandlung von Reptilien, vor allem von Lurchen, spezialisiert. Besonders angenehm ist die Arbeit mit Feuersalamandern, weil die überhaupt nicht zur Hypochondrie neigen. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Mein Mann arbeitet als Zwerg im Zirkus, meine Kinder gehen noch zur Schule. Sie sind sehr sportlich und in Sportvereinen aktiv. Wir leben in einer kleinen Gemeinde und besitzen ein schönes Eigenheim mit einem großen Garten. Dort steht ein Mammutbaum, der ungefähr 80 Meter hoch ist. Meine Hobbys sind Tennis spielen und Zwerge werfen ...«

Kontra-Assoziationen

Ablauf:

Als Assoziation bezeichnet man die Verknüpfung von Vorstellungen und Begriffen, die in einem gewissen Zusammenhang miteinander stehen. Zum Beispiel assoziieren wir »Baum« mit »Holz« oder »Wiese mit Gras«, weil beides zur Welt der Natur gehört. Wird dieser Rahmen gesprengt bzw. »verrückt«, ergibt sich ein unpassender bzw. befremdlicher Effekt, der grundsätzlich komisch wirken kann. Das wäre der Fall, wenn auf »Wiese« (Welt der Natur) »Schraubenzieher« (Welt der Technik) assoziiert wird. Entsprechendes gilt, wenn auf »Petersdom« »Unterhose« assoziiert wird.

Wir üben mit einem Partner: Dieser gibt uns bestimmte Begriffe vor, auf die wir »kontra-assoziieren«. Um uns diese Arbeit zu erleichtern, sollen diese Begriffe zunächst grundsätzlich aus der Welt der belebten Natur stammen: zum Beispiel Wiese, Wald, Hirsch, Regenwurm. Darauf assoziieren wir Begriffe aus der unbelebten Welt der Technik: zum Beispiel Kernspaltung, Dampfmaschine, Vorschlaghammer, Maschinenöl. Wir werden leicht feststellen, dass die Humorreaktion besonders schnell erfolgt, wenn diese Begriffe möglichst wenig miteinander gemeinsam haben.

Non-sequitur-Assoziation

Ablauf:

Zwei Dialogpartner unterhalten sich. Die Unterhaltung beginnt mit einer beliebigen Feststellung, zum Beispiel: »Haben Sie schon gehört, dass die Benzinpreise wieder steigen?« Hierauf - und auf alle folgenden Äußerungen - wird unter bewusster Nichtbeachtung des thematischen Zusammenhangs zusammenhangslos (»non sequitur«) geantwortet, indem auf ein beliebiges Wort assoziiert wird, zum Beispiel hören: »Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, mit zunehmendem Alter fällt einem das Hören immer schwerer!«

Oder: »Ich wundere mich, dass Sie auf meine Argumente nicht richtig eingehen!«

»Eingehen, ausgehen ... Die Frage ist doch, wie weit wollen wir überhaupt gehen!«

Als Vorübung bietet sich dieses Arrangement an: Neben den Dialogpartnern agiert noch ein Dritter, dessen Aufgabe darin besteht, durch Abklatschen jenes Wort zu bestimmen, auf das assoziiert wird. Ein Dialogpartner beginnt etwas Beliebiges zu erzählen. Nach einer Weile wird abgeklatscht, und der zweite Partner muss eine eigene Geschichte erzählen, die vom betreffenden Wort ihren Ausgang nimmt.

Die Judo-Methode

Ablauf

Im Zwiegespräch wird eine typische Konfliktsituation (aus dem Familienleben, dem beruflichen Alltag usw.) inszeniert. Der Angreifer bringt seine Vorwürfe vor, während der Angegriffene begeistert zustimmt und jeweils hinzufügt: »Das ist unheimlich wichtig für mich, dass du mir das sagst!« Oder: »Jetzt wird mir endlich klar, warum ich sozial so schlecht ankomme!« Nach jeder dieser Affirmationen offenbart der Angegriffene eine weitere »Schwäche«, zum Beispiel: »Wusstest du übrigens, dass ich außerdem nicht richtig buchstabieren kann?«


© Dr. Michael Titze
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