Bücher
Michael Titze
 
Wie wir unsere Angst bewältigen können
 
Wege zum inneren Frieden
 
 
1979, 129 Seiten
Kt | kartoniert
Rex-Verlag, München
ISBN 3-7926-0116-8

 
 
Rezension in: PSYCHOLOGIE HEUTE, Jg. 7, Nr. 5, Mai 1980, S. 77 (gekürzt)
 
In »Wie wir unsere Angst bewältigen können«, das vor allem für den interessierten Laien geschrieben wurde, wird [...] die teleoanalytische Theorie der Gefühle und der Entstehung neurotischer Störungen dargestellt. Der Autor zeigt dann auf, wie Angstsymptome mit Hilfe paradoxer Techniken (absichtliches Verstärken des Symptoms) überwunden werden können und erläutert dies an verschiedenen Fallbeispielen. Schließlich werden noch Methoden zur Hinterfragung und Relativierung voll negativen Gedanken beschrieben.

CHRISTOF ESCHENRÖDER
 
 
Rezension in: ZEITSCHRIFT FÜR INDIVIDUALPSYCHOLOGIE, 4. Jahrgang, 1979, Seite 187f.
 

»Schauspieler von großem Können«, meinte Rudolf Dreikurs, »leisten oft ihr Bestes, wenn sie Lampenfieber haben. Was andere vollkommen hemmt, ist für sie Antrieb.« Was wir wollen, erfahren wir im Tun. So gesehen kann es sinnvoll sein, wenn wir Angst bekommen. Schöpfen wir aus der Angst, kann sie uns fähiger machen, halten wir an ihr fest, hemmen wir mit ihr unsere Lernfähigkeit.

Der Autor vertritt ganz entschieden die Auffassung, dass Angst bei der Bewältigung von Lebensproblemen prinzipiell sinnvoll genutzt werden kann. Die Hinführung zur Angst ist ihm wichtiger als die Empfehlung, sich auf Schleichwegen, die zum Ausgangspunkt zurückführen, von ihr wegzustehlen. Das Ergebnis wäre zunehmende Entmutigung. Die Angst kann natürlich, worauf Alfred Adler in seiner »Menschenkenntnis« hinweist, zum wirksamen Mittel werden, um die Umwelt zu beherrschen, hat sie sich erst einmal in die Beziehungen des täglichen Lebens eingenistet. Der Prozess der Ermutigung hingegen nimmt seinen Gang, wenn der Ängstliche lernt, seine Angst seine Angst bewusst zu akzeptieren. Er unterliegt, wenn er gegen sie ankämpft.

Titzes Selbsthilfebuch bringt nicht nur eine synoptische Schau zum Teil weit verstreuter individualpsychologischer Erkenntnisse und Techniken. Der Verfasser integriert auch wertvolle Ergebnisse anderer Psychotherapieschulen und gibt durch gut fundierte eigene Gedanken dem Buch eine besondere Note. Profitiert hat er, neben Alfred Adler von Rudolf Dreikurs, Viktor E. Frankl und Fritz Künkel, aber auch von Albert Ellis und Paul Watzlawick. Sein in jeder Hinsicht praktischer, aber auch theoretisch gut fundierter Beitrag dürfte jener Art von »Gebrauchspsychologie« zuzurechnen sein, die dem Betroffenen hilfreich und der Sache der Individualpsychologie förderlich ist.

Neu und zur Diskussion anregend ist unter anderem das Konzept der »zentralen Gedanken«, die körperliche Vorgänge und bestimmte Gefühle auslösen sowie der Gegensatz bzw. die Interferenz von persönlichem und öffentlichem Lebensstil.

Erste positive Erfahrungen mit Titzes praktikablen Konzepten werden z.Zt. in der individualpsychologischen Gruppenarbeit mit psychiatrischen Patienten gesammelt.

GERHARD ULLRICH