Das hat ein internationales Team von über 100 Lachforschern unter der Leitung des Psychologen Willibald Ruch von der Universität Zürich in einer Befragung von annähernd 23 000 Menschen in 73 Ländern herausgefunden. Um zu ermitteln, ob und wenn ja, wie stark die Probanden unter der Angst vor dem Ausgelachtwerden leiden, hat der deutsche Humorforscher und Psychologe Michael Titze einen Fragebogen entwickelt, den Ruch »Geloph« genannt hat.
Erfragt wird in diesem etwa, wie oft die Befragten in einem bestimmten Zeitraum ausgelacht wurden. Interessant: Gelotophobiker zählen in ihren Antworten nicht mehr Situationen auf als Probanden, die nicht unter Lachangst leiden. Im Unterschied zu diesen empfinden sie das Ausgelachtwerden aber als viel belastender und schmerzhafter. Der Grund: Gelotophobiker interpretieren das Lachen von Mitmenschen grundsätzlich als aggressive Bedrohung. Schon ein harmloser Witz kann als ein bösartig gemeinter Angriff wahrgenommen werden.
Gelotophobiker sind daher nicht in der Lage, Humor adäquat zu interpretieren. Dass die Betroffenen nicht zwischen harmlosem und bösartigem Lachen unterscheiden können, zeigt eine weitere Untersuchung. Die Forscher spielten Probanden ein Tonband mit verschiedenen Lacharten vor, angefangen beim spielerischen Glucksen, über ein verlegenes Kichern bis hin zu schallendem und höhnischem Gelächter.
Dabei stellte sich heraus: Gelotophobiker nehmen sämtliche Formen von Lachen, also auch die positiven Spielarten, als unangenehm und bedrohlich wahr. Ähnlich negativ beurteilen sie soziale Situationen, in denen Lachen auftritt. So zeigten die Forscher den Probanden Cartoons mit lachenden und nichtlachenden Menschen in verschiedenen Situationen. Die Probanden sollten daraufhin einschätzen, was die nichtlachende Person dachte oder sagte. Im Vergleich mit anderen Befragten projizierten die Gelotophobiker ihre Lachangst in signifikanter Weise auf diesen Menschen. Ihm wurde generell die Befürchtung unterstellt, verspottet oder ausgelacht zu werden.
Die Angst, verspottet zu werden, wird nach den Erkenntnissen der Lachforscher schon im frühen Kindesalter geschürt. Die Anfänge dieser Fehleinschätzung gehen auf beschämende Interaktionen mit frühen Bezugspersonen zurück. Daraus resultiert in der Regel eine Beeinträchtigung sozialer Kompetenzen, sodass die Betroffenen auf andere zunehmend komisch und lächerlich wirken. Aufgrund dieses Verhaltens werden sie dann tatsächlich mehr gehänselt und ausgelacht als andere Menschen. So bildet sich im Verlauf der weiteren Lebensgeschichte ein Teufelskreis heraus, der einen Gelotophobiker geradezu allergisch auf jede Form des Lachens reagieren lässt. Dies wiederum kann zu sozialer Isolation und Menschenscheu führen.
Buchtipp: Willibald Ruch: Fearing humor? Gelotophobia: The fear of being laughed at. Humor, International Journal of Humor Research, 22/1/2, 2009, 1-25.
|