Winterthurer Stadtanzeiger, S. 11, 21. Januar 2014
 
Wer eine extreme Angst hat, ausgelacht zu werden, leidet an Gelotophobie.
 
 
Die Winterthurer Psychologiestudentin Valérie Luterbacher (26) untersucht die Angst vor dem Ausgelachtwerden für ihre Masterarbeit an der Universität Zürich, unter der Leitung von Prof. Dr. Willibald Ruch. Empirische Forschung zum Thema wird erst seit 2008 betrieben. In weltweit führender Position beteiligt ist dabei das psychologische Institut der Uni Zürich.

Interview: Lena Leuenberger
 
 

Niemand wird gerne ausgelacht. Ab wann spricht man von Gelotophobie, das heisst übertriebener Angst vor dem Ausgelachtwerden?

Betroffene mit extremen Ausprägungen beziehen jede Situation, in der jemand lacht, auf sich. Wenn eine gelotophobe Person beispielsweise in einen Bus steigt und dort eine Gruppe von Menschen lacht, dann ist die Person oftmals überzeugt, es werde über sie gelacht.


Wie häufig kommt diese Angst vor?

In der Schweiz liegen etwa fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung über der definierten Schwelle von normaler Angst vor dem Ausgelachtwerden. Die meisten dieser Leute haben aber lediglich leichte Ausprägungen der Gelotophobie. Alter, Geschlecht und Ausbildung spielen dabei kaum eine Rolle.


Wie erkennt man stark betroffene Menschen?

Sie erröten schnell, stottern oder zittern vielleicht, wenn sie mit Lachen konfrontiert sind. Sie haben stärkere Angst-, Scham- und Ärgergefühle als andere. Ausserdem können sie ein ehrlich gemeintes Lachen nicht als solches deuten. Der Wissenschaftler Michael Titze beschrieb, dass manche so stark versuchen, nicht lächerlich zu wirken, dass ihre Bewegungen etwas hölzern wirken.


Sie beforschen für Ihre Psychologiemasterarbeit die Gelotophobie. Was ist Ihr Ziel?

Wir wissen bis jetzt nur, dass gewisse Menschen starke Angst haben, ausgelacht zu werden. Wir wissen aber nicht, ob ihnen der Gesichtsausdruck oder der Ton Angst macht. Ich versuche dies anhand einer Computerfigur - einem Avatar mit dem Namen Greta - herauszufinden.


Wie gehen Sie vor?

Zunächst lasse ich möglichst viele Menschen einen Onlinefragebogen ausfüllen. Einige werden dann für einen zweiten Teil des Versuchs nach Winterthur oder Zürich eingeladen.


Und was wird das am Schluss bringen?

Unser Avatar sollte etwa bei Lernprogrammen, in der Beratung von Jugendlichen oder in Therapien eingesetzt werden. Dabei darf er gelotophobe Menschen nicht verängstigen.