WIRTSCHAFTSMAGAZIN BIZZ, Nr. 3, März 2001
Ein soziales Schmiermittel
Psychotherapeut Michael Titze über die Bedeutung von Heiterkeit am Arbeitsplatz.

Warum braucht so manches Unternehmen eine Portion Humor?

Weil Humor ein soziales Schmiermittel ist. Die Mitarbeiter sind zum Zusammensein gezwungen. Wenn sich Kollegen nicht verstehen, führt das im schlimmsten Fall zu Mobbing. Humor kann diese Zwänge relativieren, über Heiterkeit den Wind aus den Segeln nehmen.

Das heißt, wir sollten bei der Arbeit im Unternehmen öfter lachen?

Auf jeden Fall. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen weniger oft krank sind, wenn sie ein heiteres Gemüt haben. Und auch bei Kranken kann Lachen eine heilsame Wirkung haben. Clowns ziehen schon seit langem durch die Krankenhäuser, um Patienten zum Lachen zu bringen. Von dort kommt der Gedanke, dies auch auf andere Bereiche zu übertragen...

... zum Beispiel in die Büros und Fabrikhallen?

Ja. In den USA wurde der Beruf des Humorberaters entdeckt beziehungsweise wiederentdeckt. Eigentlich ist das ja überhaupt nichts Neues. Schon die Hofnarren waren im Grunde nichts anderes als Humorberater: Sie waren für den Spaß zuständig, waren zugleich aber auch Berater des Königs. Hofnarren durften sagen, was andere nicht durften. So ähnlich ist es heute im amerikanischen Business auch wieder.

Wann werden wir auch die Deutschen bei der Arbeit ungehemmt lachen sehen können?

Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis deutsche Unternehmen mehrheitlich erkennen, wie wichtig Humor für das Miteinander und somit für das Betriebsklima ist. Aber sie haben den Weg schon eingeschlagen. Die Topmanager müssen nun mit gutem Beispiel vorangehen.