Humor ist tatsächlich gesund?
Titze: Ja, weil es zu einem Perspektivenwechsel führt. Humor ist ein Hin-und-her-Springen zwischen dem emotional-kreativen Bezugssystem des Kindes und dem rationalen Denken des Erwachsenen. Erich Kästner hat Humor wundervoll definiert: Nur wer Erwachsener wird, und Kind bleibt, ist ein ganzer Mensch. Vielen ist die Spielfreude eines Kindes abhanden gekommen. Allerdings darf Humor nicht zur reinen Blödelei verkommen. Der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel ist ein Paradebeispiel, wie der schnelle Wechsel zwischen diesen Bezugssystemen funktioniert. Er bringt in einem Satz sowohl die konkrete Welt des Kindes als auch die abstrakte Weisheit des Erwachsenen unter. Zum Beispiel wenn er feststellt: »Auch heilige Kühe sind Rindviecher.«
Hier setzt Ihre Humortherapie an?
Titze: Die meisten Menschen, die uns konsultieren, sind im Erwachsenen-Leben sehr leistungsorientiert. Irgendwann fühlen sie sich aber ausgebrannt, geraten emotional in eine Sackgasse. Wir helfen ihnen, sich der schlummernden Möglichkeiten ihrer kindlichen Kreativität zu erinnern. Sie werden ermutigt, den Mut zur Unvollkommenheit wieder zu wagen. Dieses Zusammenspiel von kindlicher emotionaler Intelligenz und dem rationalen Denken des Erwachsenen trainieren wir systematisch. Etwa mit Übungen zur Schlagfertigkeit, bei denen man sich ganz bewusst dumm stellt, um am Ende gut dazustehen.
Kommen viele Männer zu Ihnen?
Titze: Ja, offenbar ist unsere Gesellschaft nach wie vor vom Leistungsideal des starken Mannes geprägt: Karriere machen, erfolgreich, reich und sexuell potent.
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