Gesichertes Leben, Das Magazin der Landesversicherungsanstalten und der Bahnversicherungsanstalt, 2004
Warum uns Lachen gut tut

Psychotherapeut Dr. Michael Titze erläutert im Interview, warum uns Lachen gut tut. Er beschreibt außerdem, was die Schadenfreude in unserer »Spaßgesellschaft« von einem heilsamen Humor unterscheidet.

Worüber lachen wir am liebsten?

Es ist das Kontrasterlebnis. Ein Zusammenprall von Vernunft und Unvernunft bringt den normalen Ablauf unseres Denkens zu einer Art Entgleisung. Wir müssen lachen, wenn zusammenkommt, was eigentlich nicht zusammen gehört.

Entgleisung klingt gefährlich.

Im Gegenteil, Lachen bringt mehr Sauerstoff in den Körper, senkt den Blutdruck, entspannt Skelettmuskeln, verbessert die Durchblutung, baut Stresshormone ab, setzt Glückshormone frei, unterstützt die Immunabwehr - und selbst Tränen sind ein Zeichen der Befreiung, die das Lachen auslöst.

Also dreimal täglich lachen?

Eine hohe Dosis ist nicht schädlich. Meine persönliche Empfehlung: Jede passende Gelegenheit zum Lachen wahrnehmen!

Welche Funktion hat das Lachen?

Grundsätzlich stärkt es die Zusammengehörigkeit einer Gruppe. Menschen, die häufig lachen, kommen im sozialen Leben einfach besser an. Ohne sich bewusst Mühe zu geben, schlagen sie eine »zwischenmenschliche Brücke«.

Taugt Lachen zur Therapie?

Therapeutischer Humor will nicht um jeden Preis zum Lachen bringen. Es soll vielmehr ein Prozess angeregt werden, der zu einer selbstbejahenden, mutigen Einstellung führt, die mit Heiterkeit und Lebensfreude einhergeht.