Humor und Lachen sind ja sehr befreiend. Gilt das für das schadenfreudige Lachen auch?
Michael Titze: Ja, denn der Ursprung der Schadenfreude liegt in den Rivalitätskämpfen von Kindern. Wir alle waren am Anfang unseres Lebens im Vergleich zu Erwachsenen weitgehend inkompetent. Doch im Vergleich zu jüngeren, schwächeren Kindern konnten wir ein Vergnügen erleben, das alle Minderwertigkeitsgefühle kompensiert. Dieser positive Effekt des Abwärtsvergleichs ist für die Stabilisierung des Selbstwertgefühls auch in späteren Lebensphasen von sehr großer Bedeutung.
Wann geht Schadenfreude zu weit?
Michael Titze: Wenn aus eher harmlosen Neckereien ein bösartiges Mobbing wird. Das Opfer erfüllt dann nur noch den Zweck, das Selbstwertgefühl der Angreifer zu stärken. So kommt es zu einer Grenzverletzung, die in keiner Weise tolerierbar ist.
Was kann ich tun, um zu verhindern, dass bei mir aus der Freude Gehässigkeit wird?
Michael Titze: Es gilt die Regel: Je schwächer das eigene Selbstwertgefühl entwickelt ist, desto stärker ist der Wunsch nach einem Abwärtsvergleich. Das heißt, man sollte sich auf eigene Stärken besinnen und sie ausbauen.
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