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Freie Presse (Chemnitz), 20.04.2010 |
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Heiterkeit ist eine Lebenseinstellung |
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Am 2. Mai ist Weltlachtag - HumorCare fördert Einsatz von Lachen bei Therapie psychischer Leiden.
Lachen ist gesund: Die alte Weisheit steckt voller Wahrheit, betont Michael Titze von Humor Care Deutschland. Die Mitglieder des 2001 gegründeten Vereins beschäftigen sich mit dem therapeutischen Potenzial von Humor und Heiterkeit. Und sie können über Erfolge berichten.
Samira Sachse sprach mit dem promovierten Psychologen Titze kurz vor dem Weltlachtag am 2. Mai über Vorteile einer fröhlich-optimistischen Lebenseinstellung.
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Freie Presse: Lachen auf Rezept? Macht das Sinn?
Michael Titze: Ja, denn die gesundheitsfördernde Wirkung von Humor ist unter Psychologen unumstritten. Lachen kann entspannen, Ärger, Angst und Stress abbauen, wenn es zugelassen wird. Humor dient in Extremsituationen wie zum Beispiel bei lebensbedrohlichen Erkrankungen sogar als Rettungsanker.
Freie Presse: Welche Prozesse laufen im Körper ab, wenn wir lachen?
Titze: Beim Lachen überlässt sich der Mensch der Weisheit des Körpers und der Verstand pausiert. Wenn sich das Lachen verselbstständigt, wird es zur Urkraft. Man muss dann zum Beispiel weinen, bekommt zuweilen Magenkrämpfe und hat alle Not, die Blase unter Kontrolle zu halten.
Freie Presse: Und was passiert medizinisch?
Titze: Die Immunabwehr wird auf Vordermann gebracht. Die Muskulatur und der Kreislauf werden hochgefahren, der Gasaustausch in der Lunge wird gesteigert und somit auch die Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert. Die inneren Organe werden massiert, sodass der Fettstoffwechsel befördert wird. Glückshormone, so genannte Endorphine, sollen auch verstärkt ausgeschüttet werden, aber das ist wissenschaftlich noch nicht ganz erwiesen. Nach einem ausgiebigen Lachen folgt eine Entspannungsphase - die ist angenehm. Heitere Menschen sind in der Lage, die Alltagsprobleme zu relativieren, verbissene Zeitgenossen sehen vieles im Leben hingegen eng und trostlos.
Freie Presse: Heitere Menschen können aber auch als kindisch gelten. Ein Nachteil?
Titze: Nein, Frohsinn hilft durchs Leben, das ist erwiesen. Heitere Menschen wirken auf ihr Umfeld anders, positiver als todernste. Humor und Heiterkeit sind soziale Klebstoffe, weil sie Aggression abbauen und Brücken errichten.
Freie Presse: Kann man Menschen, denen das Lachen vergangen ist, helfen?
Titze: Das hängt von deren Einstellung ab. Wenn sie das Defizit erkennen und sich verändern wollen, ist das sicher machbar. Um Humor haben zu können, muss man sich zuallererst selbst mögen.
Freie Presse: Wie wird Humor in der Therapie eingesetzt?
Titze: Lachen spielt zum Beispiel in der so genannten Provokativen Therapie eine zentrale Rolle. Allgemein gesprochen: Symptome von psychischen Leiden werden übertrieben und ironisiert. Am Ende lachen die Leute, mit denen vorher natürlich alles besprochen wurde, ihre Leiden nachgerade aus. Eine andere Richtung ist die rational-emotive Therapie. Hier geht es im Kern darum, Verklemmungen, unter denen die Patienten leiden, zu lösen. Es werden Übungen gemacht, bei denen die Menschen ganz gezielt ihre Scham überwinden müssen.
Freie Presse: Wie geht das konkret?
Titze: Menschenscheue Leute zum Beispiel müssen sich überwinden, in der Öffentlichkeit völlig auffällige und verrückte Sachen zu tun.
Freie Presse: Und wo findet man Experten, die einem dabei helfen oder Ratschläge geben können?
Titze: Zuerst muss eine ordentliche Diagnostik stattfinden, dann eine Therapieberatung. Wenn es emotionale Klemmstellen gibt, etwa bei Sozialphobikern, dann wäre schon die Teilnahme an Lachgruppen sinnvoll.
Freie Presse: Dort kann man organisiert kichern?
Titze: Ja. Es gibt sogar schon Firmen, die regelmäßige Lach-Yoga-Sitzungen anbieten. Mithilfe von Humor kann man aber auch am Freitag gemeinsam die Woche Revue passieren lassen. So können auch Probleme mit Kollegen und dem Chef angesprochen werden. Mobbing oder zwischenmenschliche Konflikte lassen sich so lösen.
Freie Presse: Kann damit auch depressiven Menschen geholfen werden?
Titze: Ja, aber es dauert. Humor lässt sich nicht verordnen, Heiterkeit ist eine Lebenseinstellung. Wer sagt, dass alles nicht so schrecklich ist, wie es aussieht, kann mit misslichen Situationen viel besser umgehen als ein Dauerpessimist.
Freie Presse: In Kürze können Tausende gemeinsam lachen, seit 1998 ist am ersten Maisonntag Unesco-Weltlachtag. Ist das für Sie eine Art Feiertag?
Titze: Auf jeden Fall ist das ein Tag, an dem es richtig was zu lachen gibt! Die Idee zum Weltlachtag stammt übrigens aus der Yoga-Lachbewegung, die weltweit in über 6000 Lachclubs organisiert ist. Punkt 14 Uhr deutscher Zeit wird an diesem Maisonntag gemeinsam für drei Minuten gelacht. Der Weltlachtag wurde, so ist auch im Internet nachzulesen, 1998 von Madan Kataria, dem Gründer der weltweiten Yoga-Lachbewegung, ins Leben gerufen. Laut Wikipedia soll die Feier des Weltlachtags den Weltfrieden verkörpern und sie hat das Ziel, ein globales Bewusstsein der Brüderlichkeit und der Freundschaft durch das Lachen zu erreichen Lachen als Sprache gewissermaßen, die jeder problemlos versteht.
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