Münchner Merkur Nr. 98 | 28. April 2016, S. 36
 
«Lachyoga hat sich als ungemein erfolgreich erwiesen»
 
Interview: Hannah Kittel
 
 

Lachen Senioren weniger als junge Leute?
Studien haben gezeigt: Die Generation der über 60-Jährigen lacht weniger häufig als jüngere Generationen. Außerdem ist das Lachen älterer Menschen relativ ausdrucksschwach. Im Vergleich zu Jüngeren lachen sie zudem weniger laut. Und was die Ausdruckskraft von Mimik und Gestik betrifft, sind sie in ihrer Vitalität deutlich reduziert.

Warum haben denn Ältere so wenig zu lachen?
Ältere Menschen lachen auch deshalb weniger, weil sie den Ereignissen in der Umwelt weniger komische Seiten abgewinnen können, als sie das in jüngeren Jahren taten. Ältere haben meist die ernsten Seiten des Lebens im Blick. Dazu kommt die Unbill der späten Jahre, die mit nachlassenden Kräften, schwindender Gesundheit und der Schwellenangst angesichts des nahen Todes einhergeht. – Hat das moderne Leben Auswirkungen auf das Lachverhalten? Die Lebensbedingungen haben sich verschärft. Dabei ist auch die Belastung in der Arbeitswelt stärker geworden. Zum Beispiel ermittelte der Soziologe Richard Sennett, dass ein qualifizierter Arbeitnehmer in vierzig Berufsjahren wenigstens elfmal die Stelle wechseln und seine Basiskenntnisse dreimal erneuern muss. Wer sich überfordert fühlt, kann leicht depressiv odersuchtanfällig werden. Während jüngere, mobile Menschen damit noch umgehen können, führt das im Alter häufig in eine Vereinsamung, aus der heraus das Leben als eine einzige große Mühsal erscheint.

Was halten Sie von Humortherapien, etwa Lachyoga?
Lachyoga hat sich als ungemein erfolgreich erwiesen. Viele Menschen finden in einem «Lachclub» auf eine unkomplizierte Weise menschliche Nähe, spontane Lebensfreude und nicht zuletzt Selbstbestätigung. Menschen, die viel lachen, erleben sich selbst als stark und kompetent und fürchten sich nicht vor sozialen Konflikten. Gerade für vereinsamte ältere Menschen kann auch von großer Bedeutung sein, dass die alltäglichen Sorgen und Beschwernisse in den Hintergrund treten können.

Gilt Ähnliches für Clown-Besuche im Altenheim?
Ein wichtiges Ziel der KlinikClowns ist die Auflockerung der oft tristen Klinik-Atmosphäre. Heitere Patienten genesen schneller. «GeriClowns» halten auch Visiten in Seniorenheimen ab. Mitarbeiter von Senioren-Einrichtungen bestätigen im Allgemeinen, dass alte Menschen bei diesen Visiten regelrecht aufblühen. Es zeigte sich, dass auch Demenzkranke, die sonst kaum noch soziale Beziehungen eingingen, im Kontakt mit den Clowns zu alten kommunikativen Fähigkeiten zurückfanden.