cpa. Mit gebührendem Ernst werden sich am 10. und 11. Oktober 1998 Referentinnen und Referenten aus aller Welt dem Thema Humor widmen. Zum dritten Mal findet dieser Tage der internationale Kongress »Humor in der Therapie« in der Messe Basel statt. So soll die Hellkraft des Lachens unter verschiedenen Gesichtspunkten erläutert werden. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Schwerpunkt »Humor als soziale Kompetenz in Pädagogik, Management und Therapie« zuteil.
Wenn die Wissenschaft am Werk ist, gibt's naturgemäss auch beim Humor wenig zu lachen. Das ist indessen auch nicht beabsichtigt, wie Michael Titze, Psychotherapeut und verantwortlich für die wissenschaftliche Koordination des Kongresses, an der Medienkonferenz erklärte. Gerade der Humor in der Therapie funktioniert nicht nach dem Prinzip der schnellen Lachnummer: »Wir sind nicht die Experten des Unterhaltungshumors.« Zumal sich Menschen mit sozialen Ängsten und depressiven Verstimmungen bei einem stets humorigen Therapeuten schnell einmal defizitär fühlten, da sie in ihrer Lebensfreude durch die Krankheit eingeschränkt seien.
Therapeutischer Humor entwickelt sich im Verlaufe der Behandlung und an den Menschen angepasst, hier sei, wie Titze betont »avec délicatesse« vorzugehen. Die Patientinnen und Patienten lernten Schritt für Schritt, das als bedrohlich empfundene Geschehen zu relativieren und weniger ernst zu nehmen.
Humor in der Therapie ist unter dem Begriff der »paradoxen Psychotherapie« ein anerkannter Weg der Genesung. Einer der grossen Pioniere auf diesem Gebiet ist Paul Watzlawick. Der bekannte Psychologe betrachtet die Arbeit des Therapeuten als kreativen Versuch, sich bedingungslos auf die »verrückte« Welt der Patienten einzulassen. Bei der paradoxen Psychologie werden die buchstäblich »ver-rückten« Bezugssysteme der Patienten durch gezielte Übertreibung von therapeutischer Seite noch gefördert, wobei durch den Humor ein Umkehrprozess angestrebt wird.
Nicht nur im klinischen Alltag, selbst in Managerkreisen wird Humor zunehmend als erfolgbringendes Mittel angesehen. In gewissen amerikanischen Unternehmen beispielsweise wird Humor gezielt eingesetzt, um bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Stress abzubauen und Konflikte besser zu bewältigen. Nachweislich kann mit dem subjektiven Wohlbefinden die Leistungsfähigkeit erhöht werden.
Wie wohltuend Lachen wirken kann, wurde gewissermassen gleich am eigenen Leib nachvollziehbar. Elke-Maria Riedmann, »CliniClown« aus Bregenz, gab eine Kostprobe aus ihrem »Klinikalltag«, in dem sie kranke Kinder mit subtilem Humor behandelt. Ein Klappmeter wird zur Fieberkurve und das pochende Herz gibt den Walzertakt, zu dem sich Elke-Marie mit ihrem zur Demonstration untersuchten »Patienten« im Takt dreht.
Ein Klinik-Clown oder eben »CliniClown«, wie sie in Österreich heissen, muss mit Feingefühl auf die kleinen Patienten zugehen und improvisieren können, wie Elke-Marie Riedmann erzählt. Daran lässt sich auch ermessen, welche Anforderungen der »Humor in der Therapie« an die Fachpersonen stellt.
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