hjw. Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas gab es einiges zu lachen am vergangenen Wochenende am internationalen zweitägigen Kongress »Humor in der Therapie« im Kongresszentrum der Messe Basel. Noch mehr wurde aber über das Lachen und den Humor diskutiert, besonders über deren therapeutischen Wert. In zahlreichen Vorträgen und Workshops konnten sich die rund 300 Kongressteilnehmer einen Überblick zum Thema verschaffen. wobei immer wieder konkrete Beispiele im Mittelpunkt standen. Wurde etwa über Humor und Heilung am Krankenbett gesprochen, so gehörte der Auftritt eines Clown-Arztes dazu. Nicht unbedingt, um zu demonstrieren. wie erfolgreich diese Methode bereits in den Heilungsprozess bei Kindern eingesetzt wird. Erörtert wurde dabei vielmehr die Frage, warum das erlaubte Lachen am Krankenbett von Kindern bei Erwachsenen oft als pietätlos empfunden wird. Wie weit Humor am Krankenbett gehen darf, wurde zu einer immer wieder diskutierten zentralen Fragen an beiden Tagen.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion versuchte man am Sonntag, diese und andere Fragen in Form einer Bestandesaufnahme zu diskutieren. Michael Titze, Psychotherapeut und Buchautor, meinte einführend: »Humor bedeutet, dass man auf bestimmten Wegen die Welt der Realität und in bestimmten Fällen dabei auch das Kranksein selbst verlassen kann. Die Aufgabe der Humortherapie ist es, diese Wege zu zeigen. Ein Ansatz, der für William Fry, Professor an der Stanford University, USA, ebenfalls gilt: »Dabei dürfen wir jedoch niemals den Kontext aus den Augen verlieren. Lachen kann durchaus gesund sein. Wann Humor in der Therapie eingesetzt werden darf, ist dennoch eine Frage, die letztlich jeder für sich beantworten muss.« Deshalb sei es an einem Kongress sicher nicht möglich, die Grenzen des therapeutischen Humors zu bestimmen
Patch Adams, dem Gründer des Gesundheitsinstituts in Arlington, USA, setzt diese Grenzen des Humors im medizinischen Bereich für sich persönlich sehr weit. Er scheut sich nach eigenen Angaben nicht davor, als Engel mit einer Harfe am Sterbebett eines Patienten aufzutreten. »Bestimmt nicht, um mich über den Menschen lustig zu machen, sondern vielmehr, weil ich ihm damit etwas von seiner Angst nehmen möchte.« Adams versteht nicht. warum so viele Menschen in bestimmten Situationen Angst vor dem Lachen haben. »Ich kann mit meiner Kleidung oder mit meiner politischen Ansicht für gewisse Menschen genauso verletzend wirken wie mit einer Trauermine oder, noch schlimmer, dem Nichterscheinen am Bett eines Schwerkranken.«
Von einer etwas anderen Seite ging Eleonore Höfner dieses Thema in einem Workshop mit dem Titel »Ist provokativer Humor am Krankenbett möglich?« an. Sie habe festgestellt, dass viele Angehörige der helfenden Berufe, teils aus Angst. oder weil sie glaubten, dies entspräche den Regeln ihrer Ausbildung, sich am Bett eines Schwerkranken grosser Zurückhaltung übten. Für die Psychotherapeutin und Geschäftsführerin des Instituts für Provokative Therapie in München sind Patienten nicht in jedem Fall »rohe Eier«. die entsprechend behandelt werden müssten.
Nebst dem »Wann« und »Wo« stand im Zusammenhang mit Humor immer auch das »Wie« im Zentrum der Veranstaltungen. Ein Diavortrag zeigte etwa die einzelnen Etappen des Besuches eines Mediclowns im Kinderspital und gab den Anwesenden Tips für ähnliche Einsätze. Ein ganzer Workshop war dem Thema Humortechniken gewidmet. Für den Leiter dieser Übungsstunde, Waleed A. Salameh, gehört Humor zu den wichtigsten Dingen des Lebens als unabdingbarer Teil für das Überleben der menschlichen Rasse. Für ihn steht fest, dass es grundsätzlich niemanden gibt, der keinen Humor besitzt. »Und jeder, der will, kann lernen, den eigenen Humor anderen zu vermitteln.« Einen Kurzlehrgang dazu gab Patch Adams, der den Zuhörerinnen und Zuhörern riet: »Fangen Sie an zu lachen. Einfach so, ohne Grund und irgendwo, sie werden sehen, dass dies auch andere Leute ansteckt und diese ebenfalls zu lachen beginnen.«
Wenn es auch einiges zu Lachen gab, so wurde der Ernst der Thematik doch niemals aus den Augen verloren. Und obwohl viele Fragen beantwortet werden konnten, mussten unzählige ungelöst im Raum stehenbleiben. Genug Stoff jedenfalls für den dritten Kongress dieser Art, der in einem Jahr wieder hier in Basel stattfinden wird.
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