Tübingen. Ach ja, der Humor. Ist schon wichtig. Man muss nur mal Heiratsanzeigen lesen. Neben gutem Aussehen, Natürlichkeit, Intelligenz und Geld rangiert er ganz weit oben auf der Liste der begehrten Persönlichkeitsmerkmale. Und vermutlich war er, der Humor, unter den angeblich humorlosen Deutschen noch nie so gesellschaftsfähig, ja geradezu ein gesellschaftliches Muss. So sehr, dass er manchmal schon wieder etwas krampfig wirkt.
Und er ist ja auch eine verdammt ernste Sache. Ein Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen einem Pudding und einem Epileptiker? Der Pudding liegt in Zucker und Zimt. Der Epileptiker liegt im Zimmer und zuckt. Ein guter Witz? Oder ein schlechter? Über dieser Frage können sich Menschen zerstreiten. Apropos: Was ändert sich, wenn ein Epileptiker diesen Witz erzählt?
Also: Das mit dem Humor ist ein weites Feld. Die Tübinger Humorwoche wird es in seiner ganzen Breite aufrollen. Also einerseits Humor präsentieren, ihn andererseits akademisch befragen und analysieren. Und auch seine therapeutische Seite nicht vergessen. Entstanden am Runden Tisch Kultur, federführend von Verlegerin Heike Frank-Ostarhild vom Legat-Verlag und vom langjährigen SWR-Kulturchef Thomas Vogel organisiert, werden die Tübinger Bühnen, die Uni und das Klinikum als Spiel- und Vortragsstätten dabei im Mittelpunkt stehen.
Das gesamte Programm hier aufzulisten macht aus zwei Gründen keinen Sinn: Erstens merkt sich niemand im Januar Termine für Juni. Zweitens steht das Programm noch lange nicht zur Gänze, Referenten sind teils erst angefragt, viele Veränderungen möglich. Trotzdem kann schon einiges angekündigt werden:
Im Klinikum geht es in Vorträgen und Workshops um Humor als Kraftquelle oder medizinische Sofortmaßnahme. Unter anderem mit dabei: Die praktizierenden Klinikclowns. Und Michael Titze vom »Humorcare Deutschland«, einem Verein, der sich, wie der Name sagt, um den Humor kümmert. Er wird unter anderem über eine spezifische Methode zur Behandlung von »Gelotophobie«, also der Angst vor dem Lachen berichten. Was es alles gibt!
Ein Beitrag heißt »Humor trotz(t) Alter«. Andere Beiträge befassen sich in Vorträgen oder Workshops über Humor im Alltag, in der Pädagogik oder der Suchtkrankenarbeit. Oder geben die neuesten Erkenntnisse der Glücksforschung weiter.
Die Universität wiederum fragt, wo und wann das Lachen im menschlichen Gehirn entsteht. Kunsthistorikerin Annegret Jürgens-Kirchhoff macht sich Gedanken darüber, wo sich der Humor in der Kunst verbirgt. Welche Rolle er in den Wissenschaften spielt, erörtert eine Symposionsrunde. Theologe Karl-Josef Kuschel wiederum sucht den Humor in den Weltreligionen. Eine wichtige Frage könnte damit ein für alle mal geklärt werden: Hat Jesus je gelacht? Eine weitere Frage könnte nebenbei auch geklärt werden: Hat Karl-Josef Kuschel Humor?
Was die kulturellen Humordarbietungen betrifft, sollte man unbedingt das hervorragende Clowntheater der Schweizer Komödiantin Gardi Hutter nennen, das Adalbert Sedlmeier ins Sudhaus gelotst hat. Oder den US-Kabarettisten Janice Perry, den das Deutsch-amerikanische Institut auf die LTT-Bühne holt. Und natürlich gibt's auch allerhand lokale Humoristen. Bis hin zu einer offenen Bühne, einer Comedy-Corner im Alten Botanischen Garten. Außerdem beschäftigt sich eine Stadtführung mit den heiteren Seiten Tübingens.
So viel zur lokalen Seite des Festivals. Die Volkshochschule - ja, es ist schon als multiinstitutionale Angelegenheit gedacht - macht dagegen das globale Fenster auf: »Wo steckt der Humor im Internet? Humor der Welt: Vorträge, Ausstellung, Gelächter-Hörproben« heißt ein Titel, auf den man wirklich schon sehr gespannt sein darf.
|