Paradoxie als Humorelement
Paradoxien entstehen aus der Verschmelzung logischer Widersprüche zu einer «Einheit des Gegensinnigen» (Plessner). Daraus resultieren absurde Aussagen, die den normalen Bezugsrahmen der Alltagsvernunft sprengen. Dabei entsteht häufig ein «komisches» Gefühl, das aber nur dann als unangenehm erlebt wird, wenn der paradoxe Effekt unbeabsichtigt war. Wurde die logische Inkongruenz jedoch bewusst anvisiert, sind die Voraussetzungen für Humorentstehung bestens erfüllt. Das «Komische» bekommt nunmehr eine positive Bedeutung.
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Zur Person:
Wer Michael Titze als Vordenker und Pionier des therapeutischen Humors im deutschsprachigen Raum, aber auch auf internationalem Parkett bezeichnet, der liegt mit seiner Einschätzung sicher richtig. Denn der Psychotherapeut Michael Titze gehörte nicht nur zu den Organisatoren der ersten Humor-Kongresse in der Messe Basel in den neunziger Jahren. Titze hat als einer der ersten Experten auch wegweisende Bücher zum therapeutischen Humor geschrieben. Mit Christof Eschenröder hat er das Standardwerk "Therapeutischer Humor" vorgelegt, das Massstäbe gesetzt hat. Und mit der Gründung von HumorCare in Deutschland vor inzwischen 13 Jahren, hat Michael Titze Wege geebnet und ist auf Menschen getroffen, die den therapeutischen Humor auch in psychosoziale Arbeitsfelder einbringen wollten. Aber es gibt doch auch den Michael Titze, der sich nicht nur mit dem Lachen, dem Humor und der Gelotophobie beschäftigt, oder? Aber natürlich, wird jeder sagen, der Michael Titze näher kennt. Es gibt den Michael Titze, der im baden-württembergischen Tuttlingen als niedergelassener psychologischer Psychotherapeut arbeitet. Es gibt den Michael Titze, dem man mit seiner Ehefrau Brigitte überall in der Welt begegnen kann, weil Brigitte und Michael Titze als reisefreudige Zeitgenossen beschrieben werden können. So zeigt sich auch eine Weltgewandtheit bei Michael Titze, die auch auf anderem Parkett ihresgleichen sucht.
Im slowenischen Maribor geboren, hat er den grössten Teil seines Lebens in Deutschland gelebt. Dort hat er sich genauso auf die Norddeutschen wie auf die Süddeutschen eingelassen. Und in den letzten Jahren zog es ihn nach Südamerika, wo er regelmässig als Gastdozent wirkt: Die spanische Übersetzung seines Frühwerkes «Lebensziel und Lebensstil» hat ihm die Tür zur spanischsprachigen Welt geöffnet. «Das Durchdringen der freundlichen Weiten dieser Welt ist eine gute Schule der Heiterkeit und des Humors», verrät er im Gespräch. Denn das sich Hineinversetzen in die Mentalitäten der einzelnen Landstriche, habe immer auch etwas mit einer inneren Gelassenheit zu tun, die sich letztendlich in einem weltoffenen Humor zeige.
Geistiges Arbeiten scheint für Michael Titze eine Möglichkeit zu sein, Distanz zu einem anstrengenden Beruf als Psychotherapeut zu finden. So befasst er sich «nebenher» noch viel mit Fragen der Individualpsychologie Alfred Adlers und unterrichtet dessen Lehre auch an Ausbildungsstätten in Deutschland und der Schweiz. Seine Spuren hat er auch in diesem Wissensbereich mit richtungsweisenden Publikationen hinterlassen. Das «Wörterbuch der Individualpsychologie», das er mit herausgegeben hat, ist nur ein Beispiel dafür. In den vergangenen Jahren ist dann die philosophische Auseinandersetzung mit der Lebensphänomenologie dazugekommen: Mit dem Buch «Lachen zwischen Freude und Scham» hat er jüngst einen Bogen von der Lebensphänomenologie zur Humorforschung geschlagen. Michael Titze als «Phänomen» zu bezeichnen, hat sicher eine gewisse Berechtigung. Denn sein unermüdliches Wirken hinterlässt in allen Bereichen, auf die er sich einlässt, seine Spuren. Deutlich wird dies auch bei den Netzwerken, die er seit Jahrzehnten knüpft. Wo er geht und denkt, dort bringt er Menschen in Kontakt – untereinander und mit sich selbst.
Das für Michael Titze wichtigste Buch ist seine 1995 erschienene "Heilende Kraft des Lachens". Vor kurzem ist dieser Dauerseller in 7. Auflage verlegt worden.
Text: Christoph Müller |