|
ZDF - Volle Kanne, 11.11.2003 |
|
Der Volksmund sagt: Lachen ist die beste Medizin und das ist auch wissenschaftlich bewiesen. Es gibt sogar richtige Lachexperten. |
|
|
|
- |
|
|
|
Gudula Steiner-Juncker: Lachen ist vorbeugend, das hat uns auch die Wissenschaft erklärt. Deshalb nehmen wir die beiden Hände, legen sie auf den Bauch und beugen uns vor Lachen!
Sprecher: Yoga ist die Basis für Übungen wie diese. Gudula Steiner-Juncker führt sie sonst in ihrem Lachclub vor. Gelotologie ist die Wissenschaft vom Lachen. Seit vier Jahrzehnten ergeben Untersuchungen immer wieder, wie gesund lachen ist.
Im Grunde ein Muskeltraining von Kopf bis Fuß. Herz, Atmung und Immuntraining werden dabei gestärkt. Wer nicht genug zu lachen hat, kann die Sache mit Übungen angehen, in bundesweit fast 40 Lachclubs.
Steiner-Juncker: Also es hat sich wirklich viel entwickelt an zwischenmenschlichen Beziehungen, auch unter den Menschen, die miteinander lachen, an tiefen, wirklich tiefen Freundschaften, an gemeinsamen Unternehmungen, die über das Lachen hinausgehen.
An Erkenntnissen oder wie es eine von unseren Mitlacherinnen so schön formuliert hat:
»Lachen ist der einfachste und direkteste Weg zum Selbst.« Auf diesem Weg befinden wir uns alle.
Sprecher: Da konnte auch der Ehemann manchmal nicht helfen. Helga Maurer hatte das Lachen verlernt. 20 Jahre lang litt sie unter starken Schmerzen am ganzen Körper, einer Fibromyalgie. Seit einem Lachseminar ist sie wieder für Späße zu haben.
Helga Maurer: Es kannte mich jeder nur fröhlich und aufgeschlossen und heiter. Schlechte Laune habe ich eigentlich nie gekannt. Aber durch die Schmerzen bin ich öfter doch schon mal depressiv geworden, und plötzlich stellte ich fest, dass ich lachen konnte, trotz der Schmerzen.
Sprecher: Therapeuten nutzen das Lachen um besonders der Seele bei Problemen zu helfen und finden für diesen Ansatz immer mehr Anhänger. Schon ganze Firmen lassen Humorberater das Betriebsklima verbessern. Schließlich arbeiten wir manchmal zu krampfhaft an unseren Zielen. Mit Humor auf die Spitze treiben, was Probleme schafft. Auch für den deutschen Lachpapst eine Methode.
Dr. Michael Titze: Wir versuchen die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen, nicht aus der Perspektive des besser sein Wollens, des normativ in die richtige Richtung Gehens, sondern wir lassen uns einfach gehen. Dieses Sich-Gehenlassen heißt, dass wir uns der Weisheit des Körpers überlassen. Und dann stellen wir fest: Plötzlich kommt vieles in Gang was angelegt, was vorhanden ist, was wir im Alltag aber viel zu wenig nutzen.
Sprecher: Der Humor der Clowns unterstützt die Genesung. Das hat sich gerade schon auf Kinderstationen schon an vielen Kliniken durchgesetzt.
Clowndoktoren und Klinikclowns lassen Schmerzen wenigstens für den Augenblick vergessen. Seit 10 Jahren wissen Mediziner - und vor allem auch die kleinen Patienten! - die fröhlichen Besucher zu schätzen. Humor kann auch Teil gesunder Lebensweise sein.
Steiner-Juncker: Wir leben in einer Zeit, die sehr rational ist seit vielen Jahrhunderten. Dieses Pendel, dieses rationale Pendel braucht allmählich ein Gegengewicht. Ein Gegengewicht in die Leichtigkeit, in die Heiterkeit, in die Phantasie, in die Lebensfreude.
Raus aus dem Jammertal, rein in die Freude!
Sprecher: Für viele ist ungewohnt, was bei der Humortherapie oder in einem Lachclub auf sie zukommt. Lachen trainieren, lachen fast wie auf Kommando, womöglich sogar lächerlich wirken? Aber genau das ist der Knackpunkt für Lachtrainer und Lachtherapeuten.
Dr. Titze: Wenn ich es schaffe, mir nicht mehr so viele Gedanken darüber zu machen, was die anderen über mich denken könnten - dann kann ich der sein, der ich eigentlich bin. Im Grunde bin ich das Kind, das ich mal gewesen bin, aber nicht für immer: Ich bin es nur für einen Augenblick und ich sollte dann auch wieder in meine alte Alltagsrolle hineinkommen. Das heißt, beim Humor ist es sehr wichtig, flexibel zu sein.
Sprecher: Das Lachen kann neue Welten eröffnen, seelisch oder körperlich, wie bei Helga Maurer. Nach vielen Misserfolgen helfen ihr jetzt sogar zum ersten Mal Medikamente gegen ihre Schmerzen.
Maurer: Durch das Lachen habe ich gemerkt, dass ich Distanz zu der Krankheit bekomme. Voraussetzung war das Annehmen, das Akzeptieren der Krankheit. In dem Moment lernt man auch damit anders um zu gehen. Die Krankheit ist halt da, und das akzeptieren Sie und Sie können sich trotzdem anderen Dingen widmen.
Sprecher: Schwere Gedanken beiseite wischen und das Lachen zulassen, das kann helfen gesund zu werden oder besser noch - gesund zu bleiben.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|